Sonstiges
„Pressefoto Bayern 2019“ im Museum Industriekultur
Wanderausstellung des BJV gastiert erneut in Nürnberg
Alle Jahre wieder – wenngleich heuer gut zwei Wochen später als 2019 und auf Grund der „Corona-Krise“ mit Mundschutz: Seit 26. Mai und noch bis zum 5. Juli 2020 bietet das Nürnberger „Museum Industriekultur“ in der Äußeren Sulzbacher Straße 60–62 der Wanderausstellung „Pressefoto Bayern 2019″ des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV) mit rund 80 Werken unterschiedlicher Kategorien wieder eine Heimat auf Zeit – seit 2010 zum zehnten Male (mit einer einzigen Unterbrechung in diesem Zeitraum)!
Mittlerweile bereits seit 20 Jahren (also seit der Jahrtausend-Wende) lobt der Berufsverband der bayrischen Journalistinnen und Journalisten mit diesem Wettbewerb (erste Austragung 2000) Preise aus für die besten Arbeiten professioneller Medien-/Presse-Fotografen und geht mit einer Auswahl der eingereichten Bilder inzwischen auch regelmäßig auf Reisen. Damit soll den Fotos wie ihren Urheber*innen die gebührende Ehre wiederfahren und ein größeres Publikum die Chance erhalten, die Präsentationen zu genießen, die das weiß-blaue Zeitgeschehen, aktuell des Jahres 2019, im Bild festgehalten und damit aussagekräftige Dokumente über das aktuelle Tagesgeschehen wie darüber hinaus geschaffen haben.
Michael Busch, der in seiner Funktion als BJV-Vorsitzender diesmal selbst vor Ort sein konnte, hob bei der Eröffnung im Technik-, Kultur- und sozialgeschichtlichen „Museum Industriekultur“ im Nürnberger Osten (gleich neben der „Tafelhalle“, die dank einer Straßenbahnhaltestelle quasi direkt vor dem Eingang vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestens erreichbar ist, aber auch einige Parkplätze vorhält) die Bedeutung von Fotografie in den Medien hervor: „Wir wollen der Öffentlichkeit demonstrieren, welch hohes Gut sie verliert, wenn Fotografinnen und Fotografen im journalistischen Bereich wegfallen, weggespart werden. Unsere Presse-Landschaft würde ärmer, zumindest beliebiger. Wir brauchen als Gesellschaft, als funktionierende Demokratie die Menschen, die im Bild festhalten, was ansonsten schnell vergessen wird.“
Nachwuchs reichte mehr als 350 Bilder ein: Rekord
Damit verwies der Chef der bayerischen Journalist*innen, selbst als Tageszeitungs-Redakteur (= in erster Linie schreibender Journalist) in Franken tätig, auf die wichtige Aufgabe der Bildjournalist*innen, „zu mahnen, zu erinnern, zu protestieren – aber auch zu loben, zu ehren und positiv abzubilden. Sie stellen Geschehnisse ins rechte Licht und fordern den Betrachter auf, sich mit dem Gezeigten auseinanderzusetzen“. So ist es auch nachzulesen vom BJV-Vorsitzenden Busch auf der BJV-Website wie im Vorwort des aktuellen Ausstellungskatalogs, der wie üblich auch in diesem Jahr kostenlos im Ausstellungsraum des „Museum Industriekultur“ ausliegt.
Mehr als 1200 Bilder reichten Fotograf*innen (wenngleich deutlich weniger Frauen als Männer …) aus allen Medienbereichen und Regionen Bayerns zum Wettbewerb ein, über 350 Fotos entfielen auf die Kategorie „Newcomer Award“ – was eine Rekordbeteiligung bedeutete. Mehrere Durchgänge pro Kategorie benötigte die Jury, um die Fotos nach Kriterien wie konzeptionelle Umsetzung, Originalität und technische Brillanz zu bewerten.
Getrost dürfen diese Aufnahmen als Belege des Könnens und der Professionalität der beteiligten Bildjournalist*innen gesehen werden – denn inmitten der schier unüberschaubar anmutenden Bilderflut der heutigen Zeit reicht es trotz feinster Technik eben höchst selten, einfach nur den Auslöser zu drücken. Zudem wird die tägliche Arbeit erschwert durch Termindruck und enge Zeitkorridore; diese ständig hemmenden Begleiter der professionellen Fotograf*innen ändern indes nichts an deren Anspruch, gegen jede Beliebigkeit eine Geschichte im Bild festzuhalten oder eine Momentaufnahme zu liefern, die aus der immer größer werdenden Bilderflut heraussticht (wie es etwa im Einladungstext des Presse- und Informationsamts der Stadt Nürnberg zur Eröffnungsfeier heißt).
„Pressefoto 2019“: Jan Staiger lichtet EU-Politiker Weber ab …
Zum „Pressefoto des Jahres 2019“ und damit Gesamtsieger des diesjährigen Wettbewerbs kürte die Jury (durchaus als bewusstes Signal) das Bild eines jungen Fotografen: Jan Staiger aus Bayern respektive noch genauer Franken (= Nürnberg), der in Hannover studiert, hatte „Manfred Weber im Taschenformat“ eingereicht.
Das Ergebnis des freien Fotografen zeigt dabei im Mittelpunkt den CSU-Mann und bayrischen Europa-Abgeordneten, der zugunsten der CDU-Politikerin Ursula von der Leyen auf seinen eigentlich demokratisch erworbenen Führungsanspruch in Brüssel und Straßburg verzichtete (verzichten musste?).
Zusätzlich zum Gesamtsieger und den Gewinnern der verschiedenen, insgesamt sieben weiteren Kategorien – Alexander Hassenstein aus Erding trug sich gleich zweimal in die Siegerliste ein, bei „Serien“ und im „Sport“ – wurde bereits zum siebten Mal der „Nachwuchsfotograf des Jahres“ ausgezeichnet. Jonathan Ziegler, Student der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt mit dem Fachbereich Gestaltung, durfte sich über den „Newcomer Award“ freuen dank seiner Foto-Reportage über den seltenen Beruf des Orgelbauers.
Medien: Wert der Bilder nach wie vor ein heißes Thema …
Bedroht in seinem Bestand ist nach wie vor, wenn nicht gar noch mehr als bisher der Berufsstand der Foto-Journalist*innen. Insofern konnte, ja musste Thomas Geiger als Fachgruppen-Vorsitzender der im BJV organisierten Bildjournalist*innen das problematische Thema der Hauptberuflichkeit und die (unselige) Einsparungspolitik vieler Verlage zumindest streifen. Immer mehr Fotografen können von ihrem eigentlichen Beruf nicht mehr leben . . . – umso erfreulicher, dass sich so viele junge Bildberichterstatter am BJVWettbewerb beteiligten.
Ein Ereignis wie die „Corona-Krise“ tut dann noch ihr Übriges: Da wird zwar Fußball-Profis erlaubt, wieder (früher als andere) ihrem Beruf nachzugehen, Fotograf*innen zu diesen Liga-Begegnungen in den Stadien der Bundesrepublik aber werden gerade mal drei zugelassen (auf der Tribüne fällt die Beschränkung auf zehn Akkreditierungen für Online/Print-Journalisten immerhin etwas weniger krass aus …). Was insbesondere Fotografen die Grundlage zum eigenen Broterwerb entzieht!
All das tut der Qualität der (Wander-)Ausstellung, für die interessierten Besucherinnen und Besuchern übrigens keine zusätzlichen Kosten entstehen (im Museums-Eintritt ist dieses Zusatz-Angebot enthalten), keinen Abbruch. Mit anderen Worten: Es lohnt sich – zumal der BJV zu seinem Wettbewerb „Pressefoto Bayern 2019“ einen kostenlosen Katalog anbietet, der auch weitere Informationen zu den Fotograf*innen und ihren Werken bietet.
Dank gebührt Unterstützern und Gründer Rainer Reichert
Neben dem Bekenntnis der Politik zur Presse-Fotografie durch Ilse Aigner, Präsidentin des Bayerischen Landtags (der den Wettbewerb „Pressefoto Bayern“ seit Anbeginn unterstützt!), und den BJV-Vorsitzenden Busch findet sich im Katalog zur Ausstellung auch ein Grußwort des Jury-Vorsitzenden. Hans-Eberhard Hess merkt dabei neben viel (berechtigtem) Lob insbesondere für den Fotografen-Nachwuchs überrascht bis kritisch die Fehlanzeige bei Bildern zum Klimawandel an. Seine Frage „Ging das im gemütlichen Bayern unter?“ beantwortet der Münchner Chefredakteur von Photo Technik International (erstmals 1986) und Herausgeber von Photo International (seit 2006) gleich anschließend mit folgenden Worten auch für die Jury: „Das wollen wir nicht glauben und waren erstaunt über große Lücken zu einem Thema, das selbst den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier vor Schülern in Neumünster zu einem klaren Statement für die Notwendigkeit der Einmischung junger Menschen veranlasst hat.“
Neben dem Jubiläum 20 Jahre „Pressefoto Bayern“ im Vorjahr ging der Foto-Jury-Vorsitzende in seinem Vorwort noch auf 30 Jahre Mauerfall ein und verband seine Überraschung zu den fehlenden „Friday-for-Future“-Bildern mit der Hoffnung, dass dazu im laufenden Jahr 2020 für den Foto-Wettbewerb 2021 viele Angebote kommen, die wegen des Einsendeschlusses für den Wettbewerb 2019 nicht mehr eingesendet werden konnten. Sofern es keinen Ausschluß der Medien gab wie geschehen im oberfränkischen Mödlareuth (= „Little Berlin“), wozu Hans-Eberhard Hess anmerkte: „Denn dass die lokale Presse beim Besuch des amerikanischen Außenministers Mike Pompeo (…) ausgegrenzt war, geht natürlich gar nicht.“
Der Dank des BJV für deren Untertützung geht an den Bayerischen Landtag (wie bereits angemerkt), den „Flughafen München“, die „Bayernwerk AG“, die „Leica Camera AG“, die Stiftung des Fotodienstleisters „CEWE“, den „Sparkassen-Verband Bayern“, „Rotary International“, das „Versorgungswerk der Presse“, Internet-Anbieter „PicDrop.de“, das „Bildportal“ des „Deutschen Journalisten-Verbandes“ (DJV), die „Himmer GmbH Druckerei und Verlag“ sowie an die „WWK Versicherungsgruppe“. Ohne deren administrative wie finanzielle Hilfe wäre eine (Wander-)Ausstellung, mittlerweile sogar in doppelter Ausführung (damit auch zeitgleiche Präsentationen möglich sind wie im Vorjahr), nahezu unmöglich.
Erinnerung an den „Grundstein-Leger“ des Foto-Wettbewerbs
Unbestritten (keineswegs nur innerhalb des BJV) dürfte zudem sein, dass es diesen Wettbewerb ohne die treibende Kraft von Rainer Reichert so, wie es ihn heutzutage gibt, kaum gäbe. Umso erschütternder war die Nachricht über den plötzlichen und völlig unerwarteten Tod des Kollegen im September vorigen Jahres am Rande einer Sitzung in Brüssel. In der belgischen Hauptstadt, die ja auch eine von zwei Hauptzentren des politischen Europa ist, engagierte sich der respektierte Journalist auch im beruflichen Ruhestand noch für den DJV – im konkreten Fall als Vorsitzender der Expertengruppe Arbeitsrecht der Europäischen Journalisten Föderation (EJF).
Der 68jährige gelernte Jurist und ab 1977 bis zu seiner Rente Würzburg-Redakteur/Reporter für das Aschaffenburger Main-Echo sowie als Vorsitzender des BJV-Bezirks Mainfranken tätige Journalist hatte den Foto-Wettbewerb bereits fünf Jahre vor der auch von ihm geforderten und geförderten Ausweitung auf BJV-Ebene in Unterfranken maßgeblich mit ins Leben gerufen. Rainer Reicherts Wort galt einer großen Zahl von Mitgliedern des BJV viel und dies keineswegs nur im Medien-, Arbeits- und Urheberrecht, wo er sich einen anerkannten Namen gemacht hatte. Zudem hielt der Würzburger Lehrveranstaltungen ab an der Fachhochschule seines Geburts-///Heimatortes, wo er über vier Jahrzehnte das Geschehen in Stadt und Region kritisch begleitete.
Auch im Ruhestand war der Franke noch journalistisch tätig und setzte sich stets für europäische Verständigung ein. Vom damaligen DJV-Vorsitzenden Michael Konken wurde Reichert einst und durchaus zu Recht als „DJV-Außenminister“ bezeichnet. Kein Wunder also, dass die EVP-Fraktion im Europa-Parlament den Journalisten aus Bayern 2012 mit ihrer Europa-Medaille auszeichnete. Zudem hatte sich der Würzburger als früherer Ruder-Trainer auch beim Akademischen Ruderclub einen guten Ruf erworben.
Würdigung des „Pressefoto-Gründervaters“ ausbaufähig
Die allenthalben große Betroffenheit bei früheren Kollegen und BJV (Vorsitzender Busch: „Seine Leidenschaft war der Journalismus!“) erklärt womöglich, warum Rainer Reichert zunächst lediglich in seiner Heimat gewürdigt wurde, während sein Name beim „Pressefoto Bayern 2019“ keinerlei Erwähnung findet. Immerhin erfuhr der überraschend Verstorbene, der den Pressefotowettbewerb begründet hatte, in den Grußworten der Sieger-Präsentation fürs „Pressefoto Unterfranken 2019“ Ende vorigen Jahres im Nordwesten Bayern die ihm zustehende Würdigung.
„Pressefoto Unterfranken bleibt für immer mit ihm und seinem Namen verbunden“, dankte etwa Unterfrankens Bezirkstagspräsident Dotzel. Und Günter Weislogel, langjähriges Vorstandsmitglied beim BJV wie im Bezirksverband Mainfranken sowie noch immer im Verbandsgericht aktiv, hob in seinem sehr persönlich gehaltenen Rückblick „Persönlichkeit und journalistische Leistungen“ des „Pressefoto-Gründer-Vaters“, der „in ganz Europa für Pressefreiheit und eine gerechte Bezahlung journalistischer Arbeit kämpfte“, hervor.
Rainer Reichert, dem Gründer von „Pressefoto Unterfranken“ von vor über 25 Jahren und damit „Grundstein-Leger“ für den Wettbewerb „Pressefoto Bayern“, wird der Bayerische Journalisten-Verband wie hoffentlich auch DJV und EJF bei passenden Gelegenheiten noch gebührende Würdigungen folgen lassen . . .
Die Sieger der acht Kategorien von „Pressefoto Bayern 2019“
Der Bayerische Journalisten-Verband e.V. (BJV) will mit dem seit 20??? Jahren bestehenden Wettbewerb “Pressefoto Bayern” und der folgenden (Wander-)Ausstellung der ausgezeichneten und eingereichten Bilder entsprechende Aufmerksamkeit auf die hervorragende Arbeit professioneller Bild-Journalisten lenken, die nicht nur von der Vielfalt der Ereignisse eines Jahres Zeugnis ablegen, sondern auch von der Qualität der Arbeiten, die oft von den Fotografen selbst initiiert wurden.
Gesamtsieger des Jahres 2019: Jan Staiger, Hannover/Nürnberg
Sieger Kategorie Bayern – Land & Leute: Sebastian Beck, München
Sieger Kategorie Kultur: Matthias Hoch, Bamberg
Sieger Kategorie Serie: Alexander Hassenstein, Erding
Sieger Kategorie Sport: Alexander Hassenstein, Erding
Sieger Kategorie Tagesaktualität: Stefan Rossmann, Ebersberg
Sieger Kategorie Umwelt & Energie: Karl-Josef Hildenbrand, Kaufbeuren
Sieger Nachwuchspreis: Jonathan Ziegler, Würzburg-Schweinfurt???
Ausstellungstermine 2020 = bisherige Stationen der Wanderausstellung „Pressefoto Bayern 2019“
14. bis 25. Januar: Brücken-Center Ansbach
24. Januar bis 1. März: Altes Rathaus Viechtach
5. bis 28. Februar: Lechwerke AG Augsburg
20. April bis 29. Mai: Flughafen München (abgesagt wegen „Corona“)
26. Mai bis 5. Juli: Museum für Industriekultur Nürnberg
Weitere Ausstellungen sind geplant, genauere Informationen dazu gibt’s auf der BJV-Website.
Text: Klaus Meßenzehl
Titelfoto: Gesamtsieger Jan Staiger – Manfred Weber im Taschenformat
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