Basket-& Handball
Handball: HC Erlangen – FRISCH AUF! Göppingen 31:28
Das war eine unglaubliche Reaktion auf die enttäuschende 19:24-Niederlage vom 9. Mai zuhause gegen Abstiegskandidat „Eulen“ Ludwigshafen!
Zum Auftakt des Mammut-Programms von drei Auswärts-Begegnungen innerhalb fünf Tagen gelang der Mannschaft von Michael Haaß und Thomas Hankel beim Spitzenteam der Rhein-Neckar Löwen in Mannheim (Tabellen-Dritter hinter den Nord-Ausnahmeklubs THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt) ein sensationell anmutender 30:26 (17:16)-Erfolg sowie trotz weiterer Verletzungsbedingter Ausfälle „ohne Sieben“ nun ein 31:28 (14:14)-Sieg in der heimischen „ARENA NÜRNBERGer Versicherung“ gegen den Fünften FRISCH AUF! Göppingen!
Dass es dazwischen beim TSV Grün-Weiß Dankersen mit 29:30 (14:17) und beim SC DHfK Leipzig mit 25:30 (9:12) in den fälligen Nachhol-Begegnungen der 26. und 24. Runde Niederlagen gab, war/ist zwar schade, aber gut erklärbar. Abgesehen davon, dass die Mittelfranken in Minden trotz der personellen Probleme nur denkbar knapp an einem Punktgewinn vorbeischrammten, gesellte sich in Sachsen zu den vorherigen Verletzungsbedingten Ausfällen von Torhüter Nummer 1 Klemen Ferlin und den Stamm-Feldspielern Šime Ivić, Nikolai Link, Antonio Metzner sowie zuletzt auch noch Petter Øverby mit Steffen Fäth und Nico Büdel zwei weitere (Rückraum-)Spieler. „Ohne Sieben“ aus der Stamm-Besetzung war da mehr kaum drin, obwohl die verbliebene Truppe selbst unter diesen denkbar schlechten Umständen nah dran war . . .
Da die Verletzten-Liste auch bis zum Gastspiel von FRISCH AUF! Göppingen in Nürnberg keine Entlastung erfuhr, erschienen die Aussichten auf selbst nur einen Punkt erneut eher bescheiden – wie in der Vorsaison, als wegen „COVID-19“ nur eine Begegnung möglich war und der HCE am 3. Spieltag (also noch 2019) den Schwaben beim Heim-23:26 den Sieg hatte überlassen müssen (die Rückkrunden-Partie in Baden-Württemberg fiel den „Corona“-Absagen Ende März 2020 zum Opfer). Dass die Erlanger wie in der Hinrunde der laufenden Spielzeit beim beachtlichen 27:27-Unentschieden sogar „ohne Sieben“ nach Mannheim ein weiteres Mal über sich hinauswachsen würden können – allen voran der diesmal überragende Martin Ziemer im HCE-Kasten, das konnte so niemand erwarten. Umso überraschender dann das, was da ablief.
An Keeper Ziemer richteten sich seine Vorderleute auf!
Die verbliebenen aufrechten HCE-Recken richteten sich offensichtlich dermaßen an ihrem 38-jährigen Schlußmann auf, dass nach eigenem Anwurf trotz Ballverlust eine 4:0-Führung heraussprang. Der gebürtige Rostocker zauberte eine unglaubliche Parade nach der anderen aufs Parkett und musste erst nach mehr als sechs Spielminuten erstmals einen Ball aus dem eigenen Netz zwecks Spielfortsetzung zum Mittelpunkt befördern. Die nahezu unlösbar erschienene Aufgabe mündete dank allergrößtem Einsatz schließlich in einen Sieg, den so niemand erwartet hatte.
Umso beachtlicher auch deshalb, weil die Göppinger keineswegs frühzeitig (oder überhaupt) die Segel strichen, sondern sogar vehement ins Spiel zurückfanden. Dem ersten Ausgleich zum 9:9 (nach knapp 20 Spielminuten) ließen sie sogar noch eine Führung, allerdings die einzige in Durchgang 1, folgen – zum 11:12 knapp drei Minuten später. Und als der HCE mit einem 3:0-Lauf antwortete, kam Frischauf erneut zurück, schaffte bis zur Pause nochmal den Ausgleich (14:14).
Mit ihrer zweiten Führung läuteten die Gäste den Wiederbeginn ein. Bei wechselnden Abläufen konnten sich beide Mannschaften jedoch zunächst nur noch je ein Mal um mehr als zwei Tore vom Gegner absetzen – zunächst nochmal der HCE zum 18:16 nach etwas weniger als 35 Spielminuten, dann Göppingen zum 20:22 nach einer Spielzeit von gut 43 Minuten. Erst knapp zwei Zeigerumdrehungen vor Spielende zogen die Gastgeber nochmal davon, auf 30:28; und Erlangens Keeper Ziemer hielt ebenso wie vor diesem Treffer glänzend, während Simon Jeppsson mit seinem fünften Tor (wie Sebastian Firnhaber, Christopher Bissel und 7m-Schütze Florian von Gruchalla) den Deckel drauf machte auf den 31:28-Erfolg!
Torhüter Ritschel, Meschke + Bauer als Helfer in der Not
Auf die aktuellen personellen Probleme hatten die Verantwortlichen des HC Erlangen bereits vor der Reise nach Mannheim reagiert und Benjamin Meschke bis zum Saisonende verpflichtet. Der 30-jährige Kreisläufer mit den Stationen SC DHfK Leipzig, Bergischer HC und HBW Balingen-Weilstetten spielt seit 2013 in der Handball-Bundesliga, war nach einer schweren, inzwischen aber ausgeheilten Fußverletzung verfügbar (weil ohne Vertrag) und soll vor allem den zweifachen norwegischen Vize-Weltmeister Petter Øverby ersetzen.
Im zentralen Abwehrbereich hat sich inzwischen allerdings auch noch eine weitere, interne Lösung ergeben: Durchaus etwas überraschend hat sich mit dem 24-Jährigen Stefan Bauer wieder so etwas wie ein Eigengewächs aus Franken in den aktuellen Bundesliga-Kader kämpfen können. Der 2019 vom HC Forchheim gekommene Student spielt ansonsten in der 3. Liga für den HC Erlangen II (dort offiziell Rückraum links) und kam zuletzt nach längerer Pause vier Mal zum Einsatz in der Profi-Truppe. In Leipzig konnte sich der bescheiden wirkende „kleine Hulk“ (so die ehrfürchtig-liebevolle Bezeichnung von Mitspielern) sogar erstmals in die Torschützenliste eintragen.
Mit dem reaktivierten einstigen Hüttenberger Erst- und Zweitliga-Akteur Matthias Ritschel, der seine Karriere zuletzt beendet hatte, ergänzt ein weiterer Spieler den HCE-Kader; zumindest vorübergehend. Die Verpflichtung des 35-jährigen Torhüters soll sicherstellen, dass nach dem Ausfall des slowenischen Nationaltorwarts Klemen Ferlin und der zwischenzeitlichen leichten Verletzung von Nachwuchs-Schlußmann Janis Boiek „Vakanzen auf der wichtigen Torhüterposition“ vermieden werden, wie der HCE auf seiner Website mitteilte. Beim 31:28-Sieg gegen Göppingen mussten weder Ritschel noch Boiek, die beide auf dem Spielberichtsbogen aufgeführt waren, einspringen – weil Ferlin-Vertreter Martin Ziemer eine mehr als tadellose, ja phänomenale Leistung ablieferte und gesund/unverletzt blieb!
Die nächsten Heimspiele für den HC Erlangen . . .
31. SPIELTAG: 26. MAI 2021 (MITTWOCH, 19 UHR): HC ERLANGEN – HSG Wetzlar (Hinrunde 28:28 – Vorsaison 25:31 + *-:-*) in der „ARENA NÜRNBERGer Versicherung“
33. SPIELTAG: 2. JUNI 2021 (MITTWOCH, 19 UHR): HC ERLANGEN – HSC 2000 Coburg (Hinrunde 27:26 – Vorsaison kein Spiel) in der „ARENA NÜRNBERGer Versicherung“
*-:-* = wegen der „Corona-Pandemie“ abgesagte Begegnungen der Vorsaison 2019/20.
HCE-Begegnung des 29. Spieltags der Saison 2020/21 der „LIQUI MOLY Handball-Bundesliga“ in der Übersicht
HC Erlangen – FRISCH AUF! Göppingen 31:28 (14:14)
HCE: 1 Ziemer (52:46 Spielminuten), 22 Ritschel (ohne Einsatz), 32 Boieck (ohne Einsatz) – 5 Sellin (2 Tore), 6 Jaeger, 9 Bauer, 11 Marschall, 17 Kellner (4), 18 Firnhaber (5), 21 Bissel (5), 23 Mosindi (3), 25 Schäffer (2), 31 Meschke, 36 von Gruchalla (5, alle 5 bei 5 Siebenmeter-Versuchen), 42 Jeppsson (5), 67 Olsson / Offizieller A: Thomas Hankel (= Co-/Torwart-Trainer) – OB: Michael Haaß (= Chef-Trainer) – OC: Ulrike Rienecker (= Physiotherapeutin) – OD: Ricco Wolf (= Team-Manager).
FAG: 12 Rebmann (27:37), 99 Kastelic (28:17 + 1 Tor aus dem eigenen Kreis/Torraum ins leere HCE-Gehäuse!) – 2 Neudeck, 3 Theilinger (der Ex-Erlanger wurde von HCE-„Fans“ zur Halbzeit gefeiert …), 4 Kneule (3), 10 Heymann (7), 14 Bagersted (1), 17 Ellebæk (1), 20 Steinn Jónsson, 24 Schiller (2, beide bei 2 Siebenmeter-Versuchen), 27 Rentschler, 30 Goller, 32 Božić-Pavletić (4), 41 Hermann, 42 Zelenović (5), 44 Kozina (4) / Offizieller A: Christian Schöne (= Sportlicher Leiter) – OB: Hartmut Mayerhoffer (= Chef-Trainer) – OC: Sebastian Daebel (= Physiotherapeut) – OD: Heiko Ruess (= Betreuer).
Torfolge: nach Anwurf HCE + drei wechselnden Ballverlusten 4 (!) Erlanger Treffer hintereinander zum 4:0, 4:1, 5:1, 5:3, 6:3, 6:4, 7:4, 7:5, 8:5, 8:7, 9:7, 9:9, 10:9, 10:10,11:10:, 11:12, 3:0-Lauf des HCE zum 14:12, 14:14 – nach Anwurf FAG zum Wiederbeginn 14:15, 16:15, 16:16, 18:16, Göppinger 3:0-Lauf zum 18:19, 19:19, 19:20, 20:20, 20:22, 22:22, 22:23, 23:23, 23:24, 24:24, 24:25, 26:25, 26:26, 27:26, 27:27, 29:27, 29:28, 31:28.
Siebenmeter: HCE 5 von 5 = alle verwandelt (in Abwesenheit von Standard-Schütze Šime Ivić trat diesmal statt 5 Johannes Sellin Erlangens 36 Florian von Gruchalla an + verwandelte alle absolut sicher) – FAG 2/2 = ebenfalls alle/beide verwandelt (24 Marcel Schiller versenkte seine Gelegenheiten gegen den ansonsten überragenden HCE-Keeper 1ebenso sicher wie sein Erlanger Pendant).
Auszeiten: HCE 2 = Spielzeit 23:08 (nach zwei FAG-Toren in Folge, denen der HCE nach der Spielfortsetzung einen 3:0-Lauf zum 14:12 folgen ließ …) + 52:45 (beim Spielstand von 26:26, davor wie danach ging’s höchst spannend zu) – FAG 3 = 6:35 (nach Erlanger „Blitz-Start“ zum 4:0 beim Spielstand von 5:1, dem Göppingen 2 Treffer hintereinander folgen ließen zum 5:3), 50:00 (beim Stand von 24:24 mit davor wie danach hochspannendem Verlauf), 58:15 (beim Stand von 30:28 nach erstem längerem 2-Tore-Abstand, dem ein Göppinger Ballverlust und das vorentscheidende Tor zum 31:28-Endstand folgte).
Schiedsrichter: Fabian Baumgart (TuS Altenheim) + Sascha Wild (HC Hedos Elgersweier).
Gelbe Karten/Verwarnungen: HCE 2 = 21 Bissel (3:30), 23 Mosindi (7:12) – FAG 1 = 42 Zelenović (17:47).
Zeitstrafen: HCE 6 x 2 Minuten = 5 Sellin (7:46 + 56:08), 18 Firnhaber (12:04 + 43:10), 17 Kellner (35:33 + 46:13) – FAG 5 x 2 Minuten = 32 Božić-Pavletić (4:31), 4 Kneule (20:16 + 45:05), 44 Kozina (26:26 + 50:20).
Disqualifikation/Rote Karte: keine.
Zeitnehmer: Michael Pernet (TSV Roßtal) – Sekretär: Matthias Pernet (TV Altdorf) – Technischer Delegierter: Jürgen Rieber.
Zuschauer: keine (zahlenden) in der „ARENA NÜRNBERGer Versicherung“ – gemäß „Corona“-Einschränkungen; wie längst gewohnt/üblich sorgte die (diesmal allerdings personell stark „ausgedünnte“) „HC CREW“ auch diesmal mit Klatsch-Rhythmen (Hände + Papier), Trommeln sowie sonstiger verbaler Begleitung für (teilweise allerdings wiederum übertriebene) Stimmung.
Text: Klaus Meßenzehl
Titelfoto: Ein enttäuschter 24-Marcel Schiller ist Zuschauer wie die Spieler des HC Erlangen den Heimsieg feiern
Fotos: Werner F. Schönberger / ISPFD
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