Pfiffe einiger enttäuschter „Glubb“-Anhänger . . .

Ernüchterung am und rund um den Valznerweiher: Den Auftakt des Ersten Fußball-Clubs (1. FC) Nürnberg in der Saison 2022/23 hatten sich Anhänger wie Offizielle und Mannschaft des fränkischen Traditions-Vereins (für Leibesübungen, so die offizielle Bezeichnung), einigermaßen anders vorgestellt!

Heidenheims #1 Kevin Müller (hinten) wehrt einen Nürnberger Torschuss ab

Nach einem furiosen Test-Eröffnungsspiel vor fast 22 000 Besuchern gegen das englische Erstliga-Team von Arsenal FC aus London (inklusive Acht-Tore-Spektakel und 3:5-Niederlage nach 2:0-Pausenführung), einer Vergleichsweise unglücklichen 2:3-Niederlage beim FC St. Pauli in Hamburg zum Punktspiel-Beginn und dem für die „Glubb“-Seele so wichtigen 2:0-Erfolg zum Zweitliga-Heimauftakt im Derby gegen die SpVgg Greuther Fürth schien alles gut zu laufen. Selbst das torlose Unentschieden bei Tabellenführer SSV Jahn Regensburg wäre noch einigermaßen zu verkraften gewesen, wenn es gegen den 1. FC Heidenheim in Runde 4 der 2. Bundesliga keine dann doch eher und ziemlich ernüchternde 0:3-Niederlage gegeben hätte.

Da gerät die offizielle Marschrichtung, sich von Jahr zu Jahr zu verbessern, dann doch einigermaßen ins Wanken. Seit der Übernahme der Verantwortung durch den jungen Chef-Trainer Robert Klauß im Jahr 2020 stehen für 2021 die Plätze 11 (44 Punkte) und für 2022 Rang 8 (51 Zähler) zu Buche; womit die zuletzt ausgegebene Zielsetzung (Platz 5 bis 8), wenngleich am untersten Rand, aber doch erreicht wurde. Für 2023 indes stehen die Ränge 1 bis 6 auf dem Wunschzettel – was nach einem Abrutschen auf zwischenzeitlich zumindest Platz 12, vor allem aber bereits jetzt mindestens fünf Punkten Rückstand auf einen (direkten) Aufstiegsplatz die Aufgabe der nächsten Wochen dann doch etwas schwierig(er) gestaltet.

Heidenheims Torschütze zum 0-1, #11 Denis Thomalla jubelt über sein Tor.

Noch 30 Spieltage eröffnen alle Möglichkeiten

Nun denn, noch stehen ja 30 Spieltage an und damit sind 90 Punkte zu vergeben; der durchwachsene Anfang mit lediglich vier Zählern aus vier Partien lässt sich mit einer Siegesserie reparieren. Die sollte dann allerdings möglichst bereits im nächsten Auswärtsspiel beim SV Sandhausen 1916 (Samstag, 20.8.2022/13 Uhr) beginnen. Wiewohl die Bilanz gegen die Truppe aus dem nördlichen Baden-Württemberg alles andere als berauschend aussieht bei neun Siegen und fünf Niederlagen (21:15 Tore) im Kampf um Punkte sowie einer weiteren nach Verlängerung (1:1) und Elfmeterschießen (3:4) in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals beim allerersten Pflichtspiel-Aufeinandertreffen im August 2013 im Hardtwald-Stadion.

Hier scheitert Heidenheims #11 Denis Thomalla (rechts hinten) knapp. Nürnbergs Torwart #26 CHristian Mathenia (vorne) hätte nicht mehr eingreifen können.

Nach dem (vorerst letzten) Nürnberger Bundesliga-Abstieg 2019 verliefen die Aufeinandertreffen sogar gerade mal ausgeglichen; zuletzt in Nürnberg (2:4) und Sandhausen (1:2) jeweils mit Auswärtssiegen, davor mit abwechselnden Heim-Erfolgen (2020/21 aus FCN-Sicht 1:0 + 0:2 sowie 2019/20 mit 2:3 + 2:0). Zwei Club-Siege (auswärts 2:0, davor zuhause 1:0) datieren aus der Aufstiegs-Saison 2017/18.

Heidenheims #9 Stefan Schimmer (li.) köpft hier vor Nürnbergs #4 James Lawrence (re.) aufs Tor.

Wie gegen die Sandhäuser Landsleute weiter südlich im Baden-Württembergischen; da sah und sieht es für den 1. FCN unter dem Strich sogar insgesamt ausgeglichen und damit noch schlechter aus: Der Nürnberger Namensvetter 1. FC Heidenheim 1846 glich seine Bilanz mit dem jüngsten 3:0-Erfolg in der Noris sogar aus = in 15 Begegnungen stehen nun jeweils sechs Siege bei drei Unentschieden und einem Torverhältnis von 25:25 zu Buche.

Nürnbergs #33 Christoph Daferner (li.) zieht vor Heidenheims #33 Lennard Maloney (re.) ab.

Frank Schmidts triumphale Rückkehr zum Ex-Club 1. FCN

Hatte der 1. FCN in der Vorsaison zuhause einen deutlichen 4:0-Erfolg vorgelegt, mussten sich die Mannen von Robert Klauß in Heidenheim an der Brenz mit 1:3 geschlagen geben. Diesmal aber drehte die Truppe von Frank Schmidt, der in Heidenheim geboren ist und von 1991 bis 1994 Jugendspieler und Vertrags-Amateur beim Club war, den Spieß um und setzte sich, taktisch hervorragend eingestellt, dank des 3:0-Erfolgs im „Max-Morlock-Stadion“ vorerst dort fest, wo eigentlich (zumindest auch) der 1. FCN hin wollte – an der Tabellenspitze!

Jubel nach Spielende bei Heidenheims Spielern, hier #3 Jan Schöppner (li.) und Torwart #1 Kevin Müller (re.).

Was angesichts der in Nürnberg gezeigten Leistung vollkommen in Ordnung geht. Denn fast auf den Tag genau 28 Jahre nach dem 14. August 1994 schaffte der inzwischen 48-jährige Frank Schmidt, der als Spieler mit Regionalligist TSV Vestenbergsgreuth an selber Stelle vor begeisterten Anhängern in der 1. Hauptrunde des DFB.Pokals gegen den FC Bayern München mit einem 1:0-Sieg (Torschütze Roland Stein kurz vor der Pause) gegen die Vollprofis des FC Bayern München eine Sensation bewerkstelligt hatte, ein ähnliches Kunststück als Trainer.

Ein enttäuschter #22 Enrico Valentini (N) nach Spielende vor der Nordkurve.

Dabei lieferten beide Mannschaften in der Abwechslungs- und Temporeichen wie spielerisch auf hohem Niveau stehenden Partie viel Sehenswertes ab. Die Truppe des 37-jährigen Robert Klauß ließ lediglich die sich durchaus ebenfalls bietenden Torchancen aus, während Heidenheim durch Denis Thomalla (44. Spielminute), Adrian Beck (49.) und Jan-Niklas Beste (80.) zu jeweils außergewöhnlich günstigen Zeitpunkten trafen. Die erfolgte (grundsätzlich sinnvolle) Nürnberger Selbstkritik indes fiel ebenso übertrieben stark aus wie die Reaktion einiger pfeifender FCN-Fans, deren Stimmung offensichtlich nur das Ergebnis bewertet.

Text: Klaus Meßenzehl = „Pressedienst Nürnberg“ (PDN)
Titelfoto: Ein Bild sagt alles – Nürnbergs Torwart Christian Mathenia ist mit einer Schiedsrichterentscheidung unzufrieden.
Fotos: TGS / ISPFD
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