Basket-& Handball
Handball: HC Erlangen – SG Flensburg Handewitt 26:27
HCE-Fans feiern Mannschaft nach unglücklicher Heimfinal-Niederlage
Welch ein letztes Heimspiel des Handball-Clubs (HC) Erlangen in der „Corona“-Saison 2020/21 der „LIQUI MOLY Handball-Bundesliga“ . . .
Erst verbuchten die Mittelfranken nach der Heimniederlage (31:35) gegen den aktuellen Pokalsieger TBV Lemgo-Lippe in Stuttgart, wo 250 zahlende Zuschauer zugegen waren, beim TV Bittenfeld 1898 erneut „ohne 8“ einen 27:25-Sieg (nach 11:13-Rückstand zur Pause!), womit der Klassenerhalt endgültig, also auch rein rechnerisch vorzeitig sichergestellt wurde – dann gastierte mit der Spielgemeinschaft (SG) aus Flensburg und Handewitt ein Spitzenteam und Titel-Kandidat in der „ARENA NÜRNBERGer Versicherung“, der im Wettrennen mit seinem schleswig-holsteinischen Konkurrenten THW Kiel um die Meisterschaft unbedingt einen Sieg benötigte.
Angesichts weiterhin sieben Dauer-Verletzter über alle Mannschaftsteile (Klemen Ferlin, Nico Büdel, Steffen Fäth, Šime Ivić, Nikolai Link, Antonio Metzner und Petter Øverby) plus zuletzt dem Ausfall auch noch von Rückraum-Akteur Benedikt Kellner musste beim Heim-Finale 2020/21 eine Niederlage gegen den Deutschen Handball-Meister von 2019 einkalkuliert werden (nicht zuletzt auch angesichts des 23:33 in der Hinrunde …). Und die, wenngleich ebenfalls personell gebeutelten Flensburger (auf dem Spielberichtsbogen standen neben den beiden Torhütern lediglich zehn Feldspieler …) machten bald deutlich, dass sie alles dafür tun wollten, beide Punkte aus der Noris zu entführen: Zur Hälfte der Begegnung nahmen die Norddeutschen gar einen eher beruhigenden Vier-Tore-Vorsprung mit in die Kabine.
Beeindruckendes Aufbäumen der HCE-Rumpftruppe
Was die Erlanger Rumpf-Truppe nach doch relativ deutlichem 11:15-Rückstand zur Halbzeit in den zweiten 30 Spielminuten ablieferte, war dafür umso beeindruckender, ja bewundernswerter. Gut drei Minuten vor Spielende sah es sogar so aus, als ob die Mannschaft von Michael Haaß und Thomas Hankel Titelverteidiger Kiel Schützenhilfe leisten könnte. Die 25:24-Führung durch Tarek Marschall, der wenig später aus erfolgversprechender Situation ebenso scheiterte und das 26:24 verpasste (SGFH-Keeper Torbjoern Bergerud parierte) wie kurz zuvor zunächst Flensburgs Magnus Abelvik Roed am 25:25-Ausgleich, den der 23-jährige Norweger Magnus Abelvik Rød dann doch erzielte (58.), wäre wohl bereits bei einem Punktgewinn mit (s)einem fünften Treffer zum Helden geworden.
Als Jan Schäffer 15 Sekunden vor Spielende nach zwei Gäste-Treffern in Folge erneut ausglich zum 26:26, schien zumindest ein Erlanger Punktgewinn nochmal greifbar nahe. Flensburgs Chef-Trainer Maik Machulla aber nutzte die dritte Auszeit, um seine Mannen wieder auf Sieg einzustellen, brachte einen siebten Feldspieler und Jim Gottfridsson sorgte mit seinem zweiten Tor der Partie für das angestrebte 27:26 – das die Gäste auch beim anschließenden schnellen Anwurf-Versuch aufs noch leere eigene Tore schließlich über die Runde brachten.
Somit fiel die Niederlage mit 26:27 umso knapper und vor allem unglücklicher aus. Dies wiederum ließ die 1700 zahlenden Besucher zwar zunächst sauer reagieren (auch weil es beim gescheiterten Spielfortsetzungsversuch der Erlanger in den Schlußsekunden aus Sicht der heimischen Anhänger zumindest grenzwertig zuging …) – schließlich aber siegte doch die Freude über den couragierten Auftritt der dezimierten eigenen Mannschaft. Wie bereits vor Beginn der Begegnung, als die scheidenden Akteure Stefan Lex, Benjamin Meschke, Šime Ivić, Daniel Mosindi, Florian von Gruchalla (bleibt dem HCE immerhin als künftiger „Leiter Sport des e.V.“ erhalten) und Jan Schäffer durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Carsten Bissel, der auch den Sponsoren dankte (und trotz knapper Zeit den Anwurf nicht verzögerte), verabschiedet wurden, feierten die HCE-Fans ihre „Helden“ als „moralische Gewinner“.
Gegenseitiger begeisterter Dank von Aktiven und Publikum
Während die vor der Begegnung mit freundlichem Applaus begrüßten Flensburger nach dem Abpfiff dank des knappen Sieges erleichtert die Kabinen aufsuchten, verschafften die zugelassenen Besucher den einheimischen Akteuren mit stehenden Ovationen ein Gänsehaut-Erlebnis. Diese dankten ihren Anhängern mit einem Transparent, auf dem geschrieben stand: „Selbst wenn keiner mehr von uns stehen kann, ihr steht hinter uns! Vielen Dank für die grenzenlose Unterstützung!“
Die hatten sich die HCE-Aktiven nicht zuletzt durch den 27:25 (11:13) -Sieg am 36. Spieltag beim TVB 1898 Stuttgart verdient. Auch in der Schwaben-Metropole ging Simon Jeppsson als Torschütze voran, traf neun Mal (davon drei Siebenmeter); gegen Flensburg kam Erlangens schwedischer Torjäger auf sieben Treffer (davon zwei Siebenmeter) und wurde dabei noch besser unterstützt als in Stuttgart von seinem zu alter Hochform zurückgekehrten Landsmann Hampus Olsson (beim TVB vier Tore), der ebenfalls sieben Mal einnetzen konnte und dabei unter anderem von blitzschnellen Tempogegenstößen mit Vorlagen von Torhüter Martin Ziemer profitierte.
Wie Sebastian Firnhaber in Stuttgart traf auch Tarek Marschall gegen die SGFH vier Mal (und damit ein Mal mehr als in der Partie zuvor). Bemerkenswert dabei der Mut des noch immer 20-jährigen Leichtgewichts im HCE-Rückraum. Mit solchen Talenten sollte dem Handball-Bundesligisten aus Erlangen für die Zukunft auf keinen Fall bange werden – auch wenn der Kampf um den Klassenerhalt in der „stärksten Handball-Liga der Welt“ nach Aufstieg und damit Rückkehr der Traditions-Klubs HSV Hamburg und TuS Nettelstedt-Lübbecke (die den VfL Gummersbach zu mindestens einem weiteren Jahr 2. Handball-Bundesliga zwangen) alles andere als leichter werden dürfte . . .
Und so geht’s weiter für den HC Erlangen:
38. + letzter SPIELTAG der Saison 2020/21: 27. JUNI 2021 (SONNTAG, 15:30 UHR) HSG Nordhorn-Lingen – HC ERLANGEN (Hinrunde 29:35 – Vorsaison 25:26 + *-:-*)
*-:-* = wegen der „Corona-Pandemie“ abgesagte Begegnungen der Spielzeit 2019/20.
HCE-Begegnung des 37. Spieltags der Saison 2020/21 der „LIQUI MOLY Handball-Bundesliga“ in der Übersicht
HC Erlangen – SG Flensburg-Handewitt 26:27 (11:15)
HCE: 1 Ziemer (57:23 Spielminuten), 32 Boieck (ohne Einsatz) – 5 Sellin, 7 Lex, 8 Bialowas, 11 Marschall (4 Tore), 18 Firnhaber (1), 21 Bissel (3), 23 Mosindi (2), 25 Schäffer (2), 31 Meschke, 36 von Gruchalla (kein Tor + ein gescheiterter Siebenmeter-Versuch), 42 Jeppsson (7, davon 2 per Siebenmeter bei 2 Versuchen), 67 Olsson (7), 99 Bauer / Offizieller A: Thomas Hankel (= Co-/Torwart-Trainer) – OB: Michael Haaß (= Chef-Trainer) – OC: Ulrike Rienecker (= Physiotherapeutin) – OD: Ricco Wolf (= Team-Manager).
Flensburg-Handewitt: 16 Fritz (ohne Einsatz), 30 Bergerud (58:20) – 4 Golla (4 Treffer), 5 Hald Jensen, 11 Svan (2), 14 Wanne (8 + ein gescheiterter Siebenmeter-Versuch), 18 Jøndal, 19 Steinhauser, 22 Mensah Larsen (4), 23 Søgard (3), 24 Gottfridssonn (2), 27 Rød (4) / Offizieller A: Mark Bult (= Co-Trainer) – OB: Maik Machulla (= Chef-Trainer) – OC: Farina Pods (= Physiotherapeut*in).
Torfolge: nach Anwurf HCE schnell 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, zwei Flensburger Treffer hintereinander zum 2:4 (wie im Heimspiel zuvor gegen Lemgo …), 3:4, 3:5, 4:5 (bis dahin ebenfalls exakt gleich zum 31:35 gegen den TBV Lemgo Lippe) + mit dem zweiten HCE-Tor in Folge der Ausgleich zum 5;5, 4:0-Lauf der SGFH zum 5:9, 6:9, je zwei erst Flensburger + dann Erlanger Treffer zum 6:11 + 8:11, 8:12, 9:12, 9:13, 10:13, 11:13, zwei weitere Gäste-Tore zum Halbzeitstand von 11:15 – nach dem Flensburger Anwurf zum Wiederbeginn 11:16, 12:16, 12:17, 3:0-Lauf des HCE zum 15:17, je zwei erneut erst Flensburger + dann Erlanger Treffer zum 15:19 + 17:19, nochmal zwei Gäste-Tore zum 17:21, 18:21, 18:22, 3:0-Lauf der Gastgeber zum 21:22, 21:23. zwei Erlanger Treffer hintereinander zum 23:23-Ausgleich, 23:24, je zwei HCE-Tore in Folge zur 25:24-Führung + zwei SGFH-Treffer zum 25:26, 26:26, drei Sekunden vor Ablauf der 60 Spielminuten 26:27 . . .
Siebenmeter: HCE 3 = Erlangens 36 von Gruchalla (in Vertretung des vor der Begegnung verabschiedeten Šime Ivić) scheiterte gleich bei seinem ersten Versuch an 30 Torbjørn Sittrup Bergerud im SGFH-Kasten, 42 Simon Jeppsson verwandelte dafür die beiden folgenden Möglichkeiten – Flensburg-Handewitt 1 = Top-Torschütze 14 Hamous Wanne (insgesamt 8 Treffer beim HCE) fand im erneut überragenden HCE-Keeper 1 Martin Ziemer seinen Meister!
Schiedsrichter: Fabian Baumgart (TuS Altenheim) + Sascha Wild (HC Hedos Elgersweier).
Zeitnehmer: Michael Pernet (TSV Roßtal) – Sekretär: Matthias Pernet (TV Altdorf) – Technischer Delegierter: Bernd Andler (Stuttgart).
Auszeiten: HCE 3 = Spielzeit 20:16 (beim Stand von 6:10, dem das 6:11 folgte …) + 44:34 (direkt nach Ende der ersten Unterzahl wegen der Strafzeit von 21 Bissel beim Spielstand von 17:20, dem das 17:21 folgte …) + 58:22 (nach Flensburgs 25:25-Ausgleich, dem die Gäste das 25:26 hinzufügten …) – Flensburg-Handewitt 3 = Spielzeit 24:42 (nach dem Anschlußtor des HCE durch 42 Jeppsson zum 10:13 + vor dem 11:13 von 67 Olsson) + 49:47 (zwischen den Treffern der Erlanger 18 Firnhaber + 67 Olsson in Folge zum 20:22 + dem 21:22 von 25 Schäffer auf Vorlage von 11 Marschall, was einen 3:0-Lauf der Gastgeber krönte) + 59:44 (direkt nach dem 26:26-Ausgleich des HCE und 16 Sekunden vor der Schluß-Sirene, die die Gäste drei Sekunden vor Ablauf der 60 Spielminuten zum 25:26 nutzten …).
Gelbe Karten/Verwarnungen: HCE 1 = 18 Firnhaber (17:36) – Flensburg-Handewitt 4 Golla (13:13), 5 Hald Jensen (26:31) + OA Bult (56:28).
Zeitstrafen: HCE 2 x 2 Minuten = 21 Bissel (17:47), 99 Bauer (42:33) – Flensburg-Handewitt keine (!) – wiewohl es zumindest eine Situation gab, in der das durchaus angebracht gewesen wäre . . .
Disqualifikation/Rote Karte: keine.
Zuschauer: 1700 (zahlende = ausverkauft!) in der „ARENA NÜRNBERGer Versicherung“ – gemäß „Corona“-Zulassung durch die örtlichen Behörden.
Text: Klaus Meßenzehl
Titelfoto: Der HCE bedankt sich bei seinen Fans
Fotos: Werner F. Schönberger / ISPFD
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