Fußball
2. Liga: 1. FC Nürnberg – VfL Bochum 1848 1:1
Immerhin ein Achtungs-Punkt nach dem 2:5 beim Hamburger SV
Was hätte das für ein letztes Heimspiel in der „Corona-Saison“ 2020/21 sein können:
Im Duell zweier ehemaliger und langjähriger Bundesligisten empfing der 1. FC Nürnberg (seit 1963 für das deutsche Fußball-Oberhaus 33 von möglichen 58 Mal qualifiziert) zur 33. und vorletzten Runde den VfL Bochum (insgesamt sogar 34 Jahre in der höchsten deutschen Fußball-Liga vertreten) – doch es ging nur noch für die Gäste aus dem Westen der Bundesrepublik um etwas. Die Profis des Revier-Vereins für Leibesübungen hatten es als Tabellenführer mit 63 Punkten bei fünf Zählern Vorsprung auf den Tabellen-Dritten SpVgg Greuther Fürth selbst in der Hand (oder besser: auf dem Fuß bzw. Kopf oder einem sonst zugelassenen Körperteil …), mit einem Auswärtssieg den vorzeitigen Aufstieg perfekt zu machen.
Dass das (voraussichtlich noch) nicht gelang, lag zum einen daran, dass sich die Mannschaft des 1. FC Nürnberg beim 1:1 (1:0) vor erneut leeren Rängen mit einer respektablen Leistung verabschiedete von den überwiegend nur an heimischen Fernseh- und/oder Radiogeräten beteiligten Anhängern – einige wenige Fans indes hatten es sich allerdings auch rund ums „Max-Morlock-Stadion“ gemütlich gemacht, teils im oder zumindest mit Auto (andere frönten bei immerhin trockenem Wetter der eigenen Bewegung rund um die Heimspielstätte ihrer Fußball-Lieblinge …). Zum anderen sorgte der „Lieblings-Nachbarverein“ des 1. FCN aus der „Westvorstadt“ mit seinem 4:2 (2:2)-Sieg beim SC Paderborn dafür, dass er selbst nicht nur die Relegation zur Bundesliga bereits vor dem 34. und letzten Spieltag sicher hat, sondern auch noch direkt aufsteigen kann – im günstigsten Fall, und dann zum Leidwesen der in Nürnberg anscheinend ebenfalls vertretenen VfL-Unterstützer, sogar als Meister!
Abschieds-Hupen für Behrens, Mühl + Torschütze Margreitter
Und während die beiden Kontrahenten auf dem satten Rasen des früheren Städtischen Stadions in Nürnberg eine durchaus abwechslungsreiche, bisweilen sogar ansprechende Begegnung ablieferten, dachte ein Teil der „Glubb“-Anhänger rund herum um die Arena an jene drei Akteure, die bald nicht mehr im (meist und früher Wein-)roten Trikot auflaufen werden: Allen voran Georg Margreitter, der 32jährige Österreicher aus der Innenverteidigung, der als einziger von Beginn an dabei war und mit seinem Kopfballtor zur 1:0-Führung (38. Spielminute) einen besonderen Schlusspunkt für sich setzte im eigenen Stadion. Während Lukas Mühl wenigstens auf der Bank der Einwechselspieler Platz nehmen durfte (ohne allerdings noch zum Einsatz kommen), war schon vorher klar, dass Hanno Behrens wegen einer Verletzung auf keinen Fall mehr für den 1. FCN auflaufen würde, also auf den verdienten offiziellen Abschied verzichten musste – und so nahm der frühere Kapitän als erster der drei betreffenden Akteure das Hup-Konzert zu seinem Abschied (jeweils in der Spielminute, die den Rückennummern 18 Behrens, 28 Mühl und 33 Margreitter entsprach!) vom Umlauf der Arena aus entgegen.
Da ja längst klar war, dass es für die Gastgeber um nichts mehr gehen würde – immerhin auch nicht mehr gegen den Abstieg (wie zur selben Zeit ein Jahr vorher …), konnten die Mannen von FCN-Cheftrainer Klauß ziemlich befreit aufspielen. Was sie denn auch taten und dem Favoriten (keineswegs nur in dieser Partie, sondern um den Bundesliga-Aufstieg der laufenden Spielzeit) eine Menge Probleme bereiteten. Das war phasenweise ganz ordentlich anzusehen aus Rot-Schwarzer Club-Sicht; wiewohl das Unterfangen, in der kommenden Saison möglichst eine Rolle wie Bochum zu spielen, doch noch einiger Arbeit bedarf.
Der VfL wiederum, dessen Spieler nach dem allerersten Bundesliga-Aufstieg 1971 (damals noch über die Aufstiegsrunde der Regionalliga-Ersten und -Zweiten) 22 Jahre lang als „Die Unabsteigbaren“ galten, ehe sie 1993 dann doch in den sauren Apfel des ersten Bundesliga-Abstiegs beißen mussten, und in der Folgezeit (bis 2010) als „Fahrstuhl-Truppe insgesamt je sechs Auf- und Abstiege erlebten, taten sich schwer. Erst nach rund einer Stunde Spielzeit und angesichts des Rückstands mit wechselnden Ergebnis-Meldungen von den relevanten Aufstiegs-Konkurrenten Holstein Kiel (2:3-Niederlage nach Führung in Karlsruhe) sowie SpVgg Greuther Fürth (4:2-Sieg nach Rückstand, Führung und 2:2 zur Pause beim SC Paderborn) spielte sich Bochum frei, kam nach mehreren teils klaren Torchancen durch den Ex-Fürther Robert Zulj zum zunehmend verdienten 1:1-Ausgleich (75.) und war in der Folgezeit deutlich näher am Siegtreffer als der FCN.
FCN verhindert Bochums vorzeitigen Bundesliga-Aufstieg
Aus dem angestrebten vorzeitigen Bundesliga-Aufstieg wurde es schließlich nichts. Das eine Tor, das fehlte („Egal wo!“, wie es ein westdeutscher Radio-Reporter von der Nürnberger Medien-/Presse-Tribüne über den Äther an seine Hörer*innen vornehmlich im Revier schickte), fiel zwar noch, aber auf der falschen Seite – in Paderborn, zum 2:4 für die Gäste aus Fürth (dem VfL hätte es nur andersherum geholfen zum 3:3 für den SCP …). Auch die Entwicklung in Karlsruhe und Paderborn wär‘ den „Blauen aus dem Revier“ gewiss lieber umgekehrt gewesen: Kieler Sieg nach Rückstand oder wie auch immer und Fürther Niederlage nach Führung – denn das hätte den vorzeitigen Aufstieg bedeutet. So aber müssen Anhänger, Spieler und Verantwortliche der Bochumer (darunter die auf der Tribüne heftigst mitfiebernden Mitarbeiter*innen der VfL-Medienabteilung …) noch eine Woche warten bis zur Vollzugsmeldung.
Fremde Hilfe benötigt der VfL Bochum allerdings nicht mehr zur sicheren Bundesliga-Rückkehr, dank nunmehr 64 Punkten (63:38 Tore = Differenz +25) – bereits ein Unentschieden reicht sicher gegen den um den Klassenerhalt kämpfenden SV 1916 Sandhausen (der mit seinem 2:0-Sieg den SSV Jahn Regensburg noch etwas bangen lässt). Ohne fremde Hilfe kommen auch die Schleswig-Holsteiner von Holstein Kiel (62 Zähler bei 55:32 Tore = Differenz +23) aus, die ebenfalls zuhause den SV Darmstadt 98 erwarten (der den nunmehrigen Tabellen-Sechsten 1. FC Heidenheim 1846 mit einer 5:1-Packung auf die Heimreise schickte); wenn sie denn selbst gewinnen.
Dagegen benötigt die SpVgg Greuther Fürth (61 Punkte, 66:42 Tore = Differenz +24), die dank des 4:2-Erfolgs von Paderborn immerhin den zur Relegation mit dem Bundesliga-16. (1. FC Köln, SV Werder Bremen oder DSC Arminia Bielefeld) berechtigenden dritten Tabellenplatz der 2. Bundesliga schon sicher hat, gegen den inzwischen ungefährlichen vorjährigen Bundesliga-Absteiger Fortuna Düsseldorf (nach einem 3:0 gegen Erzgebirge Aue mit „nur“ 56 Zählern auf Rang 4) für den direkten Bundesliga-Aufstieg einen Sieg plus Schützenhilfe; entweder von Sandhausen oder von Darmstadt. Die Vermeidung der Relegation erscheint angesichts der geringen Unterschiede bei der Tordifferenz der drei betreffenden Konkurrenten aus Franken-Sicht wiederum keineswegs unmöglich . . .
Eric Shuranov + Linus Rosenlöcher trafen beim HSV
Dass die Mannschaft von Thomas Reis, vor 47 Jahren geboren in Wertheim (= die nördlichste Stadt Baden-Württembergs – ganz nahe der Grenze zu Bayern, 30 Kilometer westlich von Würzburg), zwischen 1995 und 2003 als Spieler dreimal mit dem VfL Bochum auf- und zweimal abgestiegen, im „Max-Morlock-Stadion“ erst mit zunehmender Spieldauer souveräner auftrat, mag seine Gründe im Fehlen des Franzosen Anthony „Toto“ Losilla gehabt haben. Der Kapitän, der seit 2014 für den VfL Bochum aufläuft, fehlte wegen seiner Gelb-Sperre aus der vorherigen Heim-Partie gegen den SSV Jahn Regensburg (5:1) in Nürnberg als ordnende Hand und Umschaltstation im zentralen Mittelfeld.
Allerdings präsentierte sich die Truppe von FCN-Coach Robert Klauß sechs Tage nach dem 2:5 (1:3) beim erstmals von Horst Hrubesch anstelle von Daniel Thioune gecoachten Hamburger SV (Hinrunde 1:1), wo in der vorläufig letzten Montagabend-Begegnung der Bundesliga-Geschichte Eric Shuranov (42. Spielminute nach Vorarbeit von Johannes Geis zum 1:2) und fünf Minuten nach seiner Einwechslung für Geis „Joker“ Linus Rosenlöcher (89., Vorbereitung Shuranov, 2:5) getroffen hatten, auch wesentlich verbessert. Ganz im Gegensatz dazu verlief es bei den Hanseaten, 1963 Gründungsmitglied der neuen 1. Liga, die zu Wochenbeginn trotz ihres steten Auf-und-Ab’s im aktuellen Saisonverlauf noch hofften, nach 55 Jahren ununterbrochener Zugehörigkeit als „Bundesliga-Dino“ des deutschen Fußball-Oberhauses sowie drei Jahren Zweitklassigkeit wenigstens über die Relegation den „Betriebsunfall“ von 2018 wieder reparieren zu können – nach dem 2:3 (1:1) beim VfL Osnabrück, der damit seine vorletzte Chance auf den Klassenerhalt wahrte, ist das hinfällig.
Der 1. FC Nürnberg indes knüpfte gegen Spitzenreiter Bochum an seine Serie von zuvor sieben Punktspielen ohne Niederlage mit in diesem Zeitraum 13 von 21 möglichen Punkten. Gegenüber dem 2:5 beim HSV musste Trainer Klauß auf Mats Møller Dæhli verzichten, weil der 26jährige Norweger (ebenso wie der scheidende Ex-Spielführer Hanno Behrens) angeschlagen war – und brachte für Lukas Mühl in der Innenverteidigung Georg Margreitter. Eine gute Entscheidung, denn der 32jährige Österreicher dankte dem Robert Klauß mit (s)einem „Heimabschieds-Kopfballtor“ zum Führungstreffer . . .
So geht’s weiter für den 1. FC Nürnberg:
34. + LETZTER SPIELTAG – 23. MAI (SONNTAG, 15:30 UHR): Hannover 96 – 1. FC NÜRNBERG (Hinrunde 5:2)
Statistik zum Punktspiel der 33. Runde der Saison 2020/21 in der 2. Fußball-Bundesliga
1. FC Nürnberg – VfL Bochum 1848 1:1 (1:0)
1. FCN: 26 Mathenia – 4 Sörensen, 5 Geis, 6 Handwerker, 10 Dovedan, 14 Krauß (78. 13 Krätschmer), 17 Hack (85. 23 Schleusener), 22 Valentini (C), 33 Margreitter, 43 Latteier (71. 40 Rosenlöcher), 44 Shuranov / ohne Einsatz auf der Bank: 29 Früchtl – 19 Borkowski, 28 Mühl, 41 Suver (= diesmal sogar nur sieben Einwechselspieler statt der erlaubten neun). / Chef-Trainer: Robert Klauß.
Bochum: 25 Drewes – 3 Soares, 9 Zoller, 10 Eisfeld, 11 Bockhorn, 19 Bonga, 21 Holtmann (68. 35 Ganvoula Mboussy), 23 Tesche, 29 Leitsch, 32 Zulj, 37 Bella Kotchap / ohne Einsatz auf der Bank: 34 Grave – 4 Mašović, 5 Decarli, 13 Chibsah, 15 Novothny, 24 Lampropoulos, 27 Pantovic, 30 Ekincier / Trainer: Thomas Reis.
Tore: 1:0 33 Margreitter (38. Spielminute – Kopfball aus neun Metern Entfernung ins aus Torschützensicht linke Eck des Bochumer Gehäuses nach Eckball von 5 Geis von der rechten Nürnberger Angriffsseite), 1:1 32 Zulj (75. – platzierter Kopfball aus rund vier Metern ins kurze Eck; nach Flanke von 3 Soares, der nach einem Diagonalschlag von der gegenüberliegenden Seitenlinie Nürnbergs 14 Krauß auf Linksaußen austanzte und den Ball mit dem rechten Fuß maßgerechnet auf den Kopf des am langen Pfosten hochsteigenden Torschützen zirkelte).
Ecken: FCN 11 (davon 6 vor + 5 nach der Pause) – Bochum 7 (3 vor + 4 nach dem Seitenwechsel).
Schiedsrichter: Markus Schmidt – SR-Assistenten: Markus Sinn + Tobias Endriß / 4. Offizieller: Asmir Osmanagic / Video-Assistent: Dr. MArtin Thomsen Stieler.
Gelbe Karten: FCN 1 = 6 Handwerker (80., nach einem Foulspiel anscheinend wegen anschließenden Reklamierens) – Bochum 2 = 23 Tesche (26., wegen Foulspiels), 3 Soares (70., wegen Foulspiels).
Gelb-Rote Karten: keine.
Rote Karten: keine.
Zuschauer: 0 (zahlende) im „Max-Morlock-Stadion“ – gemäß der aktuellen „Corona“-Einschränkungen/Lage.
Text: Klaus Meßenzehl
Fotos: Werner F. Schönberger / ISPFD
Titelfoto: 23-Robert Tesche gegen 23-Fabian Schleusener (FCN)
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