Basket-& Handball
Handball: HC Erlangen – THW Kiel 25:31
„Die Zebras“ auch ohne Sander Sagosen eine Macht!
Wer als Mannschaft, die sich eher weniger Hoffnungen machen kann auf einen der vordersten Plätze in ihrer Liga, gleich zu Saisonbeginn auf einen Titelanwärter oder gar den aktuellen Meister trifft, darf Erfahrungs-gemäß eher darauf hoffen, dass eine Überraschung gelingt. Ähnliches gilt für Pausen wie bei der Unterbrechung der Punkte-Runde etwa wegen Länderspielen – wie jüngst auf Grund der Qualifikation zur Europameisterschaft 2022 (14. bis 30. Januar) in Ungarn und der Slowakei.
Insofern wollte auch der Handball-Club (HC) Erlangen die Punkte aus dem fälligen Gastspiel von Rekord-Meister und Titelverteidiger Turnverein Hassee-Winterbek (THW) von 1904 aus Kiel keinesfalls vorzeitig abschenken und die etwaige Gunst der Stunde nutzen. Und trotz holprigen Beginns mit zweimaligem Rückstand nach eigenem Anwurf der Begegnung mochten die erste Führung nach fünf Spielminuten (3:2) sowie nach 3:0-Lauf der zweimalige Drei-Tore-Vorsprung (6:3 + 7:4) insgeheime Hoffnungen auf eine Überraschung nähren.
Der 21-malige Meister in der Halle (plus zweimal auf dem Großfeld im Freien) jedoch machte schnell deutlich, dass er alles dafür tun würde, genau das zu verhindern, um die eigene Titelverteidigung im Auge zu behalten. Über 7:7 wendeten die Kieler das Blatt, zogen mit einem weiteren 3:0-Lauf zum Halbzeitstand von 12:16 davon und sorgten sofort nach Wiederbeginn (12:18) sowie Mitte der zweiten Halbzeit mit einem Acht-Tore-Vorsprung (18:26) relativ früh für klare Verhältnisse. Und dies, obwohl ihnen mit dem norwegischen Nationalspieler Sander Sagosen ihr 25-jähriger „Superstar“ kurzfristig ausgefallen war. Wozu Trainer Filip Jicha, der sich „im großen und ganzen ganz zufrieden“ zeigte mit Ergebnis und Leistung seiner Mannschaft, bei der Medien/Presse-Konferenz anmerkte: „Es gibt auch noch andere Krankheiten als Corona . . .“.
Über Ersatz-Keeper Boieck staunte sogar Kiels Duvnjak
Ausfälle hatten andererseits nach wie vor auch die Erlanger zu verzeichnen. Neben den fast schon Dauer-verletzten Feldspielern Šime Ivić, Nikolai Link und Antonio Metzner musste der HCE gegen Kiel zusätzlich auf Stamm-Torhüter Klemen Ferlin verzichten. Für den Slowenen, der beim vorherigen 30:28-Sieg gegen den SC Magdeburg nach noch nicht mal einer Viertelstunde Spielzeit angeschlagen passen musste, rückte Martin Ziemer (stolze 38 Jahre alt) ins HCE-Gehäuse, das er zunächst ähnlich gut hütete wie beim Erfolg gegen den SCM. Als es dann weniger gut lief (für ihn wie für seine Vorderleute), erhielt Janis Boieck von Chef-Trainer Michael Haaß die Chance, seine (guten) Anlagen auf den Prüfstand zu stellen.
Und der 22-jährige gebürtige Wiesbadener, einst bei der SG Wallau-Massenheim aktiv und 2017 im Profikader des damaligen Zweitligisten Bergischer HC sowie vor dem Wechsel nach Erlangen beim TSV Bayer Dormagen unter Vertrag, hatte bemerkenswerte Aktionen. Der frühere deutsche U20-Nationalkeeper, mit der DHB-Auswahl EM-Bronzemedaillen-Gewinner, warf seine 1,90 Meter gegen Kiel mit einigen bemerkenswerten Abwehraktionen in die Waagschale und ließ insbesondere Domagoj Duvnjak staunen, den mit sieben Toren immerhin erfolgreichsten Werfer des THW.
Überhaupt machten zuletzt immer wieder junge Kräfte, teils Not-gedrungen, beim HCE auf sich aufmerksam. Schade nur, dass neben Šime Ivić (wechselt im Sommer zum SC DHfK Leipzig) etwa auch Daniel Mosindi, der nach den Ausfällen von Ivić und Metzner derzeit als einziger Linkshänder im Rückraum zur Verfügung steht, die Erlanger verlassen wird. Der gerade mal 20-jährige israelische Nationalspieler, der gegen die Norddeutschen einmal mehr Herz und Mut in die Hand nahm und immerhin dreimal erfolgreich war, verläßt Mittelfranken Richtung Frankreich zum dortigen (Noch-)Zweitligisten Saran Loiret HB, wo er sich offensichtlich mehr Spielzeit erhofft.
Sechs Tore von Sellin – davon vier starke Strafwürfe
Derweil benötigen die HCE-Stammkräfte, von denen der 30-jährige Johannes Sellin, Linkshänder auf Rechtsaußen, diesmal die meisten Tore erzielte (6, davon allerdings 4, wiederum stark verwandelte Siebenmeter aus zentraler Position), angesichts der Verletzten-Liste Unterstützung von den jüngeren Mitspielern. Auch Nico Büdel (4) und Simon Jeppsson (3) werden es bei allem Bemühen kaum alleine richten können. Da hilft es schon, wenn Maximilian Jaeger (24 Jahre jung) in Ergänzung des diesmal eher glücklosen Christopher Bissel (25, nur ein Treffer gegen Kiel) auf Linksaußen nimmermüde ein ums andere Mal versucht, etwas zu bewegen; immerhin zweimal mit erfolgreichen Abschlüssen.
Bereits vier Tage nach dem 25:31 gegen den neuen Bundesliga-Spitzenreiter THW Kiel – der bisherige Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt ließ beim 28:28 in Göppingen einen Punkt liegen und musste den schleswig-holsteinischen Konkurrenten bei nun gleicher Punktzahl von 47:5 wegen dessen besserer Tordifferenz und des erfolgreicheren direkten Vergleichs vorbeiziehen lassen – stehen die Erlanger schon wieder auf der Platte. Wenn die Eulen aus Ludwigshafen in der „ARENA NÜRNBERGer Versicherung“ gastieren, steht der Kampf um den Klassenerhalt über allem; für die Rheinland-Pfälzer weitaus mehr als für den HCE. Doch sollten die Punkte aus dieser Begegnung schon besser in Mittelfranken bleiben . . .
Zumal in den Wochen danach ein dichtes Programm auf die HCE-Profis wartet: Den regulären Spieltagen 29 (gegen Ludwigshafen) und 30 (in Mannheim) folgen die Nachhol-Begegnungen der Runden 26, 24 und 25 (in dieser Reihenfolge in Minden und Leipzig sowie gegen Göppingen) – und das innerhalb fünf Tagen. Insgesamt warten auf die Schützlinge von Michael Haaß fünf Partien innerhalb elf Tagen, im Mai insgesamt acht Spiele und mit weiteren sechs im Juni bis zum Saisonfinale Ende des Halbjahres-Monats also kein wesentlich geringeres Programm!
Und so geht’s weiter für den HCE . . .
29. SPIELTAG: 9. MAI 2021 (SONNTAG, 16 UHR): HC ERLANGEN – Eulen Ludwigshafen (Hinrunde 30:26 – Vorsaison 23:27 + 23:19) in der „ARENA NÜRNBERGer Versicherung“
HCE-Begegnung des 28. Spieltags der Saison 2020/21 der „LIQUI MOLY Handball-Bundesliga“ in der Übersicht
HC Erlangen – THW Kiel 25:31 (12:16)
HCE: 1 Ziemer (35:36 Spielminuten), 32 Boieck (20:00) – 5 Sellin (6 Tore, davon 4 bei 4 Siebenmeter-Versuchen), 6 Jaeger (2), 9 Øverby (1), 11 Marschall, 13 Fäth (2), 17 Kellner, 18 Firnhaber (2), 20 Büdel (4), 21 Bissel (1), 23 Mosindi (3), 25 Schäffer (1), 36 von Gruchalla, 42 Jeppsson (3), 67 Olsson / Offizieller A: Thomas Hankel (= Co-/Torwart-Trainer) – OB: Michael Haaß (= Chef-Trainer) – OC: Ulrike Rienecker (= Physiotherapeutin) – OD: Ricco Wolf (= Team-Manager)..
THW: 1 N. Landin Jacobsen (40:42), 21 Quenstedt (9:16) – 3 Ehrig, 4 Duvnjak (7), 6 Reinkind (4), 7 M. Landin Jacobsen (4), 9 Sunnefeldt (1), 13 Weinhold (1), 17 Wiencek (2), 18 Ekberg (6, davon bei 5 bei 5 Siebenmeter-Versuchen), 22 Wäger, 23 Dahmke (1), 24 Zarabec (2), 27 Voigt (1), 28 Horak, 61 Pekeler (2) / OA: Viktor Szilágyi (= Sportlicher Leiter) – OB: Filip Jicha (= Chef-Trainer) – OC: Christian Sprenger (= Co-Trainer) – OD: Stephan Lienau (Physiotherapeut).
Torfolge: nach Anwurf HCE 0:1, 1:1, 1:2, zwei Erlanger Treffer hintereinander zur ersten HCE-Führung von 3:2, 3:3, Erlanger 3:0-Lauf zum 6:3, 6:4, 7:4, drei THW-Tore in Folge zum 7:7, 8:7, 8:8, 9:8, Kieler Doppelschlag zum 9:10, 10:10, 10:11, 11:11, erneut zwei THW-Treffer zum 11:13, 12:13, Kieler 3:0-Lauf zum Halbzeitstand von 12:16 – nach Anwurf THW zwei Kieler Tore zum 12:18, 13:18, 13:19, 14:19, der THW mit zwei Treffern hintereinander zum 14:21, 15:21, erneut zwei Kieler Einschläge in Folge zur erstmaligen 8-Tore-Führung des THW von 15:23, zwei erfolgreiche HCE-Abschlüsse nacheinander zum 17:23, 17:24, 18:24, nochmal Kiel mit zwei Toren hintereinander zum 18:26, 19:26, 19:27, der HCE mit zwei Treffern in Folge zum 21:27, 21:28, die Erlanger nochmal mit zwei Toren hintereinander zum 23:28, der THW antwortet seinerseits mit zwei Treffern in Folge zum 23:30, der HCE verkürzt mit weiteren zwei Toren hintereinander auf 25:30 und muss fast mit der Schluß-Sirene aus einem Einwurf noch einen Treffer hinnehmen zum Endstand von 25:31.
Siebenmeter: HCE 4 von 4 = alle verwandelt (in Abwesenheit von Standard-Schütze Šime Ivić bewies 5 Johannes Sellin absolute Treffsicherheit) – THW 5/5 = ebenfalls alle verwandelt (18 Niclas Ekberg nutzte alle Gelegenheiten ebenso sicher wie sein Erlanger Pendant).
Auszeiten: HCE 2 = Spielzeit 26:23 (nach dem THW-Tor zum 12:14, dem dann allerdings zwei weitere Kieler Treffer zu einem 3:0-Lauf der Norddeutschen und zum 12:16-Halbzeitstand folgten …) + 37:23 (beim Stand von 15:22 nach einem THW-Treffer, dem die Kieler das 15:23 folgen ließen) – THW 2 = 28:32 (Spielstand 12:14, zwischen den THW-Toren 14 + 15 des 3:0-Laufs der Kieler zum Pausenstand von 12:16) + 52:20 (nach zwei HCE-Treffern in Folge zum 23:28 reagierte Kiels Chefcoach Filip Jicha „not amused“ = sauer + knallte die grüne Karte für das „time out“ auf den Zeitnehmer-Tisch – danach stellte seine Mannschaft den vorherigen 7-Tore-Vorsprung mit zwei Einschlägen hintereinander im Erlanger Gehäuse wieder her …).
Schiedsrichter: Fabian Baumgart (TuS Altenheim) + Sascha Wild (HC Hedos Elgersweier).
Gelbe Karten/Verwarnungen: HCE 2 = 20 Büdel (9:44), 9 Øverby (13:27) – THW 1 = 13 Weinhold (4:34).
Zeitstrafen: HCE 5 x 2 Minuten = 18 Firnhaber (16:34 + 49:43), 25 Schäffer (32:41 + 46:38), 17 Kellner (41:05) – THW 4 x 2 Minuten = 6 Reinkind (5:37), 13 Weinhold (19:26), 28 Horak (55:57), 22 Wäger (58:36).
Disqualifikation/Rote Karte: keine.
Zeitnehmer: Michael Pernet (TSV Roßtal) – Sekretär: Matthias Pernet (TV Altdorf) – Technischer Delegierter: Bernd Andler (Stuttgart).
Zuschauer: keine (zahlenden) in der „ARENA NÜRNBERGer Versicherung“ – gemäß „Corona“-Einschränkungen; wie längst gewohnt/üblich allerdings sorgte die „HC CREW“ auch diesmal mit Klatsch-Rhythmen (Hände + Papier), Trommeln sowie sonstiger verbaler Begleitung für (teilweise allerdings übertriebene) Stimmung, die naturgemäß kaum vergleichbar war mit der Atmosphäre, die etwa herrschte in der damals ausverkauften und vollbesetzten „ARENA Nürnberger Versicherung“, der Bundesliga-Heimspielstätte des HC Erlangen, als der THW Kiel in der Saison 2018/19 am 4. Mai 2019 (also fast auf den Tag genau zwei Jahre zuvor) beim 21:30 (12:14) sage und schreibe 8600 zahlende Besucher und Anhänger des Handball-Sports aus der Metropolregion Nürnberg/Fürth/Erlangen beeindruckte.
Text: Klaus Meßenzehl
Titelfoto: 17-Benedikt Kellner (ER) gegen 17-Patrick Wiencek und 7-Magnus Landin Jacobsen
Fotos: Werner F. Schönberger / ISPFD
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