Fußball
2. Liga: SpVgg Greuther Fürth – VfB Stuttgart 2:0
Dieser „Kleeblatt“-Erfolg macht Hoffnung!
Ein Sieg gegen den VfB Stuttgart – wer hätte das erwartet?
Gerade mal zehn Punkte (von 21, die zu vergeben waren) aus sieben Begegnungen der Rückrunde der Saison 2919/20 (die noch im Dezember mit dem 1:3 beim FC Erzgebirge Aue begonnen hatte) und ebenso viele Zähler im Jahr 2020 aus sechs Partien (von 18 möglichen): Angesichts der beiden weiteren aufeinanderfolgenden (Heim-!)Niederlagen – erst eher überraschend gegen den erneut abstiegsbedrohten Bundesliga-Absteiger Hannover 96 (1:3), dann alles andere als unerwartet gegen den souverän in Fürth auf-tretenden Tabellenführer Arminia Bielefeld (2:4) – war das eine durchaus durchwachsene Zwischenbilanz, die die Mannschaft von Cheftrainer Leitl mit Siegen gegen den FC St. Pauli (3:0), bei Jahn Regensburg (2:0) und einem 1:1 (0:1)-Unentschieden beim aufstre-benden, aber nach wie vor Abstiegs-bedrohten Zweitliga-Aufsteiger (= Rückkehrer) SV Wehen Wiesbaden allenfalls einigermaßen aufhübschen konnte . . .
Und nun der alles andere als einkalkulierbare 2:0 (0:0)-Erfolg gegen den Bundesliga-Absteiger und Aufstiegs-Aspiranten aus der Schwaben-Metropole – damit hat die SpVgg Fürth sowohl ihre Ausbeute wie den allgemein guten Greuther Ruf kräftig aufpoliert!
Dabei war der Tabellen-Zweite aus dem Südwesten der Republik mit einer nahezu ma-kellosen Bilanz aus den jüngsten fünf Begegnungen angereist: Vier Siege und ein Un-entschieden bedeuteten 13 von 15 möglichen Punkten und bei lediglich einem einzigen Gegentor in 450 Spielminuten (plus Zuschlag …) galt die Mannschaft des in Wayne im US-Bundesstaat New Jersey geborenen Amerikaners Pellegrino Materazzo als klarer Favorit. Doch der Sohn italienischer Einwanderer, der von 2006 bis 2017 elf lange Jahre beim Nachbarn 1. FC Nürnberg als Spieler (in der 2. = Regionalliga-Mannschaft) und Trainer (ebenfalls 2. und Nachwuchs-Teams) tätig war, musste erkennen, dass den Für-thern alleine mit spielerischen Mitteln kaum bis gar nicht beizukommen war.
Wittek musste in Uni-Klinik + wurde noch am Abend operiert
Und das macht deutlich, welch großes Kompliment Stefan Leitls Truppe verdient. Neben ja durchaus bekannten und anerkannten spielerischen Mitteln warfen die Mannen um Kapitän Caligiuri diesmal alles in die Waagschale, was ihnen zur Verfügung stand: Ein-satz- und Laufbereitschaft bis zum Letzten plus Kampf – für Linksverteidiger Wittek sogar um den Preis einer noch im Stadion diagnostizierten Unterarm-Verletzung, die ihn wegen einer Rettungsaktion im eigenen Strafraum (54. Spielminute) kurz nach der Für-ther Führung sogar ins Universitäts-Klinikum Erlangen brachte. Dort wurde Maximilian Wittek noch am selben Abend wegen einer Unterarmschaftfraktur von Prof. Mario Perl und Dr. Stefan Söllner erfolgreich operiert und fällt deshalb vorerst aus – ein Wermuts-tropfen im Fürther Freudenbecher des 2:0 gegen den VfB Stuttgart . . .
Seit 2017, also im dritten Jahr, spielt der 24jährige, im bayrischen Freising geborene Außenbahn-Akteur und Ecken- wie Freistoß-Spezialist nun bereits bei der Spielver-einigung. Nach den Jugend-Stationen TSV Eching und TSV München 1860 rückte er über die 2. Mannschaft der „Sechziger“ in die Zweitliga-Truppe auf und kam nach 14 Jahren bei den „Löwen“ zum „Kleeblatt“, wo er inzwischen als Leistungsträger gilt. Wie es Maximilian Wittek ein Mal mehr bewies gegen den VfB, als der Linksfuß mit der Aus-führung des vorherigen Freistoßes das 1:0 (48.) von der rechten Angriffsseite einleitete.
Und den Führungstreffer erzielte mit Marco Caligiuri ausgerechnet ein Fürther mit VfB-Vergangenheit. Der 35jährige, in Villingen-Schwenningen geborene Deutsch-Italiener, dessen fast vier Jahre jüngerer Bruder Daniel (32) seit Januar 2017 bei Bundesligist FC Schalke 04 unter Vertrag steht, schnürt zwar mit einer Unterbrechung von vier Jahren (2010–13 beim 1. FSV Mainz 05 + 2013/14 bei Eintracht Braunschweig mit insgesamt 86 Einsätzen und 4 Toren in der Bundesliga!) nun schon seit 2007 in der 2. Bundesliga seine Fußballstiefel fürs „Kleeblatt“ (203 Partien und 8 Tore in Liga 2, dazu 10 Pokalspiele) – kickte aber von Juli 2000 bis Januar 2006 für die Schwaben. Nach fast zwölf Jahren im Nachwuchs des BSV Schwenningen war Marco Caligiuri als 16-Jähriger in die U17 des VfB gewechselt und verzeichnete nach dem altersbedingten Ausscheiden aus der A-Jugend als Jung-Profi in der Regionalliga Süd 63 Einsätze mit 5 Toren für den VfB Stuttgart II.
Tor-Debüt von Kapitän Caligiuri ausgerechnet gegen Ex-Klub VfB
Nachdem er vom damaligen Bundesligisten MSV Duisburg verpflichtet wurde, gelang ihm im allerersten Pflichtspiel für die „Zebras“ ausgerechnet gegen seinen Ex-Klub sogar eine Doppel-Premiere: Marco Caligiuri erzielte bei seinem Bundesliga-Debüt außerdem gleich noch seinen ersten Erstliga-Treffer, als „Tor des Tages“ zum Duisburger 1:0-Sieg über seinen vorherigen Klub (= Parallele zur aktuellen Situation …) – und es folgten a b Januar 2006 weitere 13 Bundesliga-Einsätze plus einem Tor (insgesamt also 14 Spiele/2 Tore in der Erstliga-Halbsaison); und nach dem Abstieg gab’s in der Spielzeit 2006/07 ebenfalls 2 Treffer bei 17 Zweitliga-Nominierungen über die gesamte Runde – mit Auf-stiegsplatz 3 am Saisonende und zwei Spielen im DFB-Pokal, wo das Achtelfinale erreicht wurde.
Die Rückkehr Marco Caligiuris zur Spielvereinigung 2014 verdanken die Fürther im Übrigen dem sofortigen Abstieg von Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Hätten die Niedersachsen die Bundesliga gehalten, wäre nämlich der auf die erste Liga beschränkte Zwei-Jahres-Vertrag gültig geblieben. So aber unterschrieb Marco wieder bei den Greu-thern, wurde 2015 gar Mannschaftskapitän und sein 2019 auslaufender Vertrag um ein weiteres Jahr verlängert – eine alles andere als falsche Entscheidung, wie keineswegs nur die jüngste Entwicklung belegt (es bleibt insofern abzuwarten, ob es nochmal eine Ver-längerung gibt …).
Die Vorarbeit zum insgesamt achtem Zweitliga-Treffer von Marco Caligiuri für die SpVgg leistete mit Håvard Nielsen, der gegen den VfB sein 100. Zweitliga-Spiel bestritt, übri-gens der erfolgreichste Torschütze der SpVgg der vorherigen Begegnungen. Fürths Nor-weger, dem von den fünf Greuther Treffern vor dem 2:0 gegen den VfB drei gelungen waren (zuletzt traf der 26-Jährige nach Vorarbeit von Paul Seguin und Branimir Hrgota zum 1:1 beim SV Wehen Wiesbaden!) warf sich mit großem körperlichem Einsatz und viel Akrobatik ins Geschehen, bevor er den Ball zum 1:0-Torschützen beförderte.
Ernst trifft, Hrgota/Nielsen legen auf – Sauer rackert unermüdlich!
Von da ab trumpften die Franken immer stärker auf – und ließen ihre Gäste aus Schwa-ben daran verzweifeln, dass sie zuvor zu viele Chancen ausgelassen hatten. Dabei bewies neben Torhüter Burchardt und allen anderen SpVgg-Akteuren vor allem Maximilian Sauer, der zunächst erhebliche Probleme damit hatte, die Kreise des agilsten Stuttgarters Silas Wamangituka Fundu einzuengen, welch Widerstandsfähigkeit Stefan Leitls Mannen an den Tag legen können. Hatte der 20jährige Kongolese, der seit August 2019 beim VfB Stuttgart unter Vertrag steht, den Fürther Defensivspieler auf dessen rechter Außenbahn anfangs bisweilen fast schwindlig gespielt (dabei jedoch Abschluß-Stärke vermissen lassen oder war an Fürths Keeper gescheitert …), fightete der 25jährige gebürtige Nieder-sachse (= Salzgitter) stets zurück und wurde mit zunehmender Spielzeit sogar offensiv aktiv!
Als vor der Fürther Nord-Kurve, wo die SpVgg-Fans ihre Idole begeistert anfeuerten und schließlich feiern konnten, auch noch das 2:0 gelang, schienen alle Dämme (der Freude) zu brechen: Im Gegensatz zum 1:0 wurde der zweite Greuther Treffer von der linken Angriffsseite eingeleitet, als Branimir Hrgota den Stuttgarter Nathaniel Phillips, eng-lischer Leih-Spieler vom FC Liverpool, versetzte (das „Austanzen“ war zugegebener-maßen mit etwas Glück verbunden, weil der Ball zwischen den Schienbeinen beider Akteure hin und her prallte …) und dann nach innen flankte – Sebastian Ernst versenkte das Spielgerät aus dem Rückraum kommend im Netz des VfB-Gehäuses (76.).
Dem im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge (zwischen Bremen und Hannover) geborenen 24jährigen Mittelfeldspieler gelang damit nach fünf Vorlagen im 17. Einsatz ebenso sein erstes Tor dieser Spielzeit wie seinem Mitspieler und Schützen des 1:0, Marco Caligiuri. Der benötigte dafür 20 Nominierungen – allerdings ist dessen Weg aus der Innenverteidigung nochmal ein Stück weiter (und riskanter).
Ausgeglichen + geschlossen – so sind Ausfälle auszugleichen
Was die SpVgg Greuther Fürth ohnehin auszeichnet, sind Ausgeglichenheit und Ge-schlossenheit. Trafen im Spitzenspiel (6. – 2.) mit Marco Caligiuri und Sebastian Ernst zwei Akteure aus Abwehr und Mittelfeld gegen Aufstiegsaspirant VfB, die im Laufe dieser Runde noch gar nicht eingenetzt hatten, so trat zuvor Håvard Nielsen (24 Einsätze, fünf Tore, vier Vorlagen), Stürmer und/oder offensiver Mittelfeldmann, in die Fußstapfen von Branimir Hrgota – der in Bosnien-Herzegowina geborene 27jährige Schwede liegt mit bereits neun Einschüssen an der Spitze der internen Torschützenliste und fügte mit der Flanke zum 2:0 gegen Stuttgart seine vierte Vorlage hinzu.
Bemerkenswert zudem die Tatsache, dass die SpVgg gegen Stuttgart „ohne Fünf“ be-ginnen musste. Unter den angeschlagenen Akteuren war bekanntermaßen Vorsaison-Torschützenkönig Daniel Keita-Ruel; der Deutsch-Franzose steht derzeit noch immer bei (immerhin) sechs Treffern und zwei Vorlagen. Womöglich wird der 30jährige Stoßstürmer schon bald wieder dringend benötigt (insbesondere seine Kopfball-Stärke) – zumal Maxi-milian Wittek (wenn auch auf anderer Position) wegen seiner Unterarm-Operation vor-läufig ebenfalls pausieren muss . . .
Die aktuelle „Kleeblatt“-Begegnung des 24. Spieltags der Saison 2019/20 der 2. Fußball-Bundesliga in der Statistik:
SpVgg Greuther Fürth – VfB Stuttgart 2:0 (0:0)
Fürth: 30 Burchert – 3 Wittek (57. 23 Jaeckel), 11 Raum, 13 Caligiuri (C), 15 Ernst, 16 Nielsen, 17 Hrgota (86. 14 Sarpei), 21 Tillman (77. 27 Redondo), 24 Sauer, 33 Seguin, 38 Bauer / ohne Einsatz auf der Bank: 1 Funk – 7 Kehr, 22 Beijmo, 34 Stefaniak, 36 Lungwitz, 39 Torlak / Trainer: Stefan Leitl.
Stuttgart: 1 Kobel – 3 Endo, 5 Phillips, 8 Castro (61. 20 Förster), 10 Didavi (C), 14 Wamangituka, 15 Stenzel, 16 Karazor, 18 Al Ghaddioui, 23 Mangala (74. 22 Gonzalez), 30 Massimo (46. 19 Churlonov) / ohne Einsatz auf der Bank: 33 Bredlow – 6 Mola, 21 Klement, 24 Sosa, 27 Gomez, 28 Badstuber / Trainer: Pellegrino Matarazzo.
Tore: 1:0 13 Caligiuri (48. Spielminute – am langen Pfosten mit dem rechten Fuß aus knapp vier Metern nach Freistoß von 3 Wittek von der rechten Seite – dem ging eine verunglückte Abwehr von 18 Al Ghaddioui voraus, dessen Kopfball 16 Nielsen an den hinteren rechten Unterschenkel bekam und dann am Fünf-Meter-Raum aus der Drehung mit dem linken Fuß quer passte zum Torschützen), 2:0 15 Ernst (76. – mit dem linken Fuß aus sieben Metern zentral vor dem Stuttgarter Tor nach Flanke von 17 Hrgota, der mit etwas Glück 5 Phillips am linken Flügel ausgetanzt und mit seinem starken linken Fuß geflankt hatte).
Schiedsrichter: Thorben Siewer – Assistenten: Mitja Stegemann + Fabian Maibaum / 4. Offizieller: Marcel Schütz / Video-Assistent: Patrick Alt.
Gelbe Karten: Fürth 4 = 38 Bauer (50., wegen Foulspiels), 33 Seguin (68., wegen Unsportlichkeit = Ballsperren), 23 Jaeckel (79., Grund nicht erkennbar), 24 Sauer (90., wegen Foulspiels) – VfB 3 = 8 Castro (20., wegen Reklamierens), 15 Stenzel (47., Grund nicht erkennbar), 22 Gonzalez (89. – wegen Unsportlichkeit = Ballblockieren oder Reklamierens).
Gelb-Rote Karte: keine – weder für Fürth noch für den VfB.
Rote Karten: keine – weder für Fürth noch für den VfB.
Zuschauer: 13 490 (zahlende im Sportpark Ronhof Thomas Sommer).
Und so geht’s weiter fürs „Kleeblatt“ . . .
25. SPIELTAG: 8. MÄRZ 2020 (SONNTAG, 13:30 UHR), Kieler SV Holstein – SpVgg Greuther Fürth (Hinrunde 0:3)
26. SPIELTAG: 13. MÄRZ 2020 (FREITAG, 18:30 UHR), SpVgg Greuther Fürth – Hamburger SV (Hinrunde 0:2)
27. SPIELTAG: 22. MÄRZ 2020 (SONNTAG, 13:30 UHR), SG Dynamo Dresden – SpVgg Greuther Fürth (Hinrunde 0:2)
28. SPIELTAG: 5. APRIL 2020 (SONNTAG, 13:30 UHR), SpVgg Greuther Fürth – VfL Osnabrück (Hinrunde 0:0)
29. SPIELTAG: 10.–13. APRIL 2020 (Freitag–Montag), SV Darmstadt 98 – SpVgg Greuther Fürth (Hinrunde 1:3)
30. SPIELTAG: 17.–20. APRIL 2020 (Freitag–Montag), SpVgg Greuther Fürth – SV Sandhausen (Hinrunde 2:3)
Text: Klaus Meßenzehl
Fotos: Werner F. Schönberger / ISPFD
Titelfoto: Nach dem Sieg gegen Stuttgart wirft Fürths Torwart Sascha Burchert den Spielball enthusiastisch in die Zuschauerränge
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