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Verborgenes Barock – Historische und aktuelle Fotografien aus den Beständen des Stadtarchivs

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Ausstellung bis 29. August 2021 im Ausstellungsforum Handwerkerhof (über der Töpferei)

Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 10.30 bis 18 Uhr – Eintritt frei

Barocke Kirchen und Rokokohäuser erwartet man nicht unbedingt in Nürnberg. Hartnäckig hält sich bis heute der Eindruck einer vom spätem Mittelalter geprägten Stadt, obschon die ehemalige Reichsstadt zur Kunst und Kultur des 17. und 18. Jahrhunderts einiges beigetragen hat: Hier wurde im Jahr 1662 die Malerakademie ins Leben gerufen, die als erste Einrichtung dieser Art in Deutschland von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Malerei und Kunsthandwerk in Nürnberg war, und 1644 entstand der Pegnesische Blumenorden, die einzige der im 17. Jahrhundert gegründeten Sprachgesellschaften, die noch heute existiert. Ein gebürtiger Nürnberger ist der bekannte Barockkomponist Johann Pachelbel, der in seiner Heimatstadt ab 1695 als Organist wirkte.

Da der Dreißigjährige Krieg in der Stadt keine Spuren der Zerstörung hinterlassen hatte, war zwar eine durchgreifende Bautätigkeit ausgeblieben, dennoch bietet Nürnberg etliche Zeugnisse barocker Architektur, wie die 1718 eingeweihte Egidienkirche oder das Bürgerhaus Adlerstraße 21 mit seiner schmucken Rokokofassade. Finden lassen sich jedoch vor allem zahlreiche stilistische Details der Epoche: An den Bürgerhäusern der Altstadt sind es die Chörlein, deren Gestaltung sich dem Wandel der Zeit und den vorherrschenden Moden anpasste. Deutlicher zeigen sich die Spuren des 17. und 18. Jahrhunderts im Inneren der Häuser, wie im Stadtmuseum Fembohaus oder im Baumeisterhaus auf der Peunt (heute Bauhof 9), die beide mit prächtigen Stuckdecken aufwarten können. Ein Großteil, der einst zahlreich vorhandenen Wohngebäude mit barocker Ausstattung wurde jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört. Sie sind nur mehr über die Fotografien der Staatlichen Bildstelle Berlin, vor allem aber über die Bildnachlässe der Kunsthistoriker Fritz Traugott Schulz (1875-1951) und Friedrich August Nagel (1876–1959) sowie die Aufnahmen des Fotopioniers Ferdinand Schmidt (1840–1909) überliefert; alle drei Sammlungen werden im Stadtarchiv Nürnberg aufbewahrt.

Eine Besonderheit des Barockzeitalters in Nürnberg sind die Hesperidengärten. Der Name spielt auf die goldenen Äpfel im Garten des Hesperus an, die von Herakles entwendet wurden. Nachdem 1708 Johann Christoph Volkamers (1644–1720) Werk über Zitruskulturen unter dem Titel „Nürnbergische Hesperides“ erschien, bürgerte sich der Begriff als Bezeichnung für die hiesigen Barockgärten ein. Die seit dem Mittelalter bestehenden Gärten, die zwischen Stadtmauer und Landwehr einen Grüngürtel um die Altstadt bildeten, erfuhren im 17. und 18. Jahrhundert eine Umgestaltung nach italienischen und holländischen Vorbildern und wurden mit kunstvollen Skulpturen und kleinen Brunnenanlagen ausgestattet. Im Zuge der Industrialisierung wurden die Gartenareale nach und nach mit Mietshäusern überbaut. Geblieben sind von dieser reich gepflegten Hortikultur lediglich einige wenige Beispiele in der Johannisstraße sowie in der Altstadt die Gartengrotte im Haus Maxplatz 44. Auf dem Platz selbst ist der Tritonbrunnen zu bewundern, gestaltet nach dem Vorbild einer Figur der Fontana di Trevi in Rom. Ein Meisterwerk des Frühbarocks ist der Neptunbrunnen, der auf eine äußerst wechselvolle Geschichte zurückblicken kann. Eine Kopie ziert heute den Stadtpark.

Inspiriert von den Aufnahmen Herbert Liedels (1949–2015) hat das Stadtarchiv Nürnberg für seine eigentlich 2020 vorgesehene Fotoausstellung, die aufgrund der Pandemiesituation auf dieses Jahr verschoben werden musste, Ansichten dieser in der Altstadt und in den Vororten versteckt liegenden barocken Kleinode zusammengestellt und kontrastiert dabei die atmosphärisch aufgeladenen Farbbilder des Fotokünstlers mit historischen Schwarz-Weiß-Aufnahmen, die vor der Zerstörung Nürnbergs vor allem aus dokumentarischen Gründen entstanden sind. Alle Fotografien stammen aus den Bildbeständen des Stadtarchivs Nürnberg.

Text: Stadt Nürnberg
Fotos: Fabian Bujnoch / Stadtarchiv

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