Fußball
DFB-Pokal Achtelfinale: 1. FC Nürnberg – Fort. Düsseldorf (1:1) 6:4 n.E.
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1 Jahr agoon
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ISPFD-WSFlick „opfert sich“ + Vindahl Jensen hält Elfmeter!
Vor dem Anpfiff gedachten alle Anwesenden im „Max-Morlock-Stadion“ – wie auch bei den anderen sieben Begegnungen des Achtelfinales im Pokalwettbewerb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) – mit einer Gedenkminute der Opfer des Erdbebens in Syrien und der Türkei wie deren Angehörigen. Die unfassbare Zahl an Toten und Verletzten wie der Gedanke an die Verhältnisse im Katastrophengebiet bei zum Teil Schnee und bitterer Kälte ließ alle verstummen.
So emotional und still es in diesem Moment wurde im mit 25 216 zahlenden Zuschauern mehr als zur Hälfte und für einen Wochentag relativ gut gefüllten weiten Rund, so groß ist hoffentlich auch die Spendenbereitschaft für die Erdbeben-Opfer seitens der Fußball-Anhänger, die anschließend einen Pokal-Fight geboten bekamen, wie es ihn auch in der langen und durchaus erfolgreichen Pokal-Geschichte des 1. FC Nürnberg in dieser Form selten gab: Die aktuelle Zweitliga-Mannschaft des viermaligen DFB-Pokalsiegers (zuletzt 2007) ließ gegen den Liga-Konkurrenten vom Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 (e.V.) alles auf dem Platz, was in ihr steckte – über 97 Minuten in den beiden Halbzeiten der „normalen“ Spielzeit, 32 in der Verlängerung von normalerweise zweimal 15 sowie weitere sieben Minuten im Elfmeter-Schießen, das nach bereits neun Schützen sein Ende fand!
Dabei benötigten die Schützlinge von Markus Weinzierl (seit Anfang Oktober 2022 Nachfolger von Robert Klauß) neben großer Lauf- und Opfer-Bereitschaft allerdings auch eine gehörige Portion dessen, was der Vereinsname des Gegners ausdrückt = Glück. Gegen die offensichtlich mit der besseren Spiel-Idee ausgestattete Fortuna aus der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens, die diese über weite Strecken der Partie auch erkennbarer als „Der CLUB“ auf den Rasen brachte, ereilte die Gäste am Ende genau das, was der Vereinsname in einer weiteren Bedeutung der lateinischen Übersetzung gleichfalls ausdrückt = ihr Schicksal, ein bitteres.
Taylan Duman rettete FCN in die Verlängerung
Den ansprechenden Beginn der Gastgeber mit Feldüberlegenheit überstand die Fortuna auch dank ihres sicheren Torhüters Florian Kastenmeier, der nach perfekter Vorbereitung von Kwadwo Duah und Jens Castrop sogar den Abschluß Lino Tempelmanns aus acht Metern Entfernung (= halbrechte Position in Verlängerung des Fünf-Meter-Raumes) entschärfte und ans Lattenkreuz lenkte (26. Spielminute). Dieser gelungenen Rettungstat des gebürtigen Regensburgers ließen weitere zwei 25-Jährige Düsseldorfer sieben Zeiger-Umdrehungen später die zu diesem Zeitpunkt dann indes doch etwas überraschende, wiewohl schulmäßig herausgespielte Gäste-Führung folgen: Die Flanke des am Rhein geborenen, zwischenzeitlich zum VfL Osnabrück, FC Erzgebirge Aue und Holstein Kiel ausgeliehenen, von Bayer 04 Leverkusen gekommenen Eigengewächses und Linksfußes Emmanuel Iyoha von links vollendete der Pole Dawid Kownacki aus sieben Metern Entfernung sehenswert mit einem ebenso platzierten wie unhaltbaren Kopfball (33.) zum 0:1.
Nach Seitenwechsel verpasste Ao Tanaka bedrängt aus fünf Metern den Ausbau der Führung (55.) und nach Flanke des Japaners prüfte erneut Kownacki mit Doppel-Berührung (aus allerdings Abseits-verdächtiger Position am langen Pfosten) Club-Schlußmann Vindahl Jensen (60.), der nach dessen folgendem robustem Körpereinsatz gegen Geis zum Eckball rettete (69.), bevor der Pole die Latte traf (76.). Im Gegenzug scheiterte umgekehrt auch der eingewechselte Felix Lohkemper an Fortuna-Keeper Kastenmeier, der in der dritten von vier angekündigten und (durchaus berechtigten) sechs tatsächlichen Nachspiel-Minuten machtlos war, als sein Innenverteidiger Christoph Klarer den Links-Schuss von Taylan Duman aus halbrechter Position, der vermutlich im Toraus gelandet wäre, unhaltbar knapp neben den Pfosten ins lange Eck des Fortuna-Kastens abfälschte.
In der Verlängerung wurde schließlich Florian Flick zum Pokal-Helden: Erst kratzte der 22-jährige defensive Mittelfeldspieler den Ball von der Linie, den Düsseldorfs Jorrit Hendrix allein vor Peter Vindahl Jensen bereits am Nürnberger Schlussmann vorbeibefördert hatte (92.), und nachdem der 28-jährige eingewechselter Niederländer ebenso an der Latte gescheitert war (105.) wie nach dessen Vorlage Klarer per Kopf (116.) am Metall, „opferte“ sich der 22-Jährige Nürnberger gegen den durchgebrochenen, ein Jahr jüngeren Niemiec mit einer „Notbremse“, die zwangsläufig die „Rote Karte“ zur Folge hatte (120+1.).
11m-Schießen mit 10 Schüssen, aber nur 9 Schützen.
Weil der anschließende Freistoß ebenso ohne Torerfolg blieb wie die restliche Nachspielzeit, musste ein Elfmeter-Schießen entscheiden über das Weiterkommen im DFB-Pokal. Und auch da war die Glücksgöttin „Fortuna“ dem „Glubb“ hold anstatt des Düsseldorfer Namensvetters: Die Zufalls-Wahl des Gehäuses fiel auf die Nord-Kurve, wo der harte Kern und die meisten der FCN-Fans ihren angestammten Platz haben und Johannes Geis vollstreckte zu Beginn sicher gegen Kastenmeier, der (absolut ungewöhnlich) als erster Schütze (s)einer Mannschaft antrat und ebenfalls stark verwandelte; danach parierte der Fortuna-Schlussmann den Versuch von Taylan Duman, wurde jedoch zurückgepfiffen von den Unparteiischen, die (zu Recht) auf Wiederholung entschieden, weil sich der Torwart zu früh von der Torlinie nach vorne wegbewegt hatte.
Seinen zweiten Versuch verwandelte der in Moers geborene, ebenfalls 25-jährige Deutsch-Türke sicher zur neuerlichen (= 2:1-)Führung des FCN im Elfmeter-Schießen, die Klarer ebenso zum 2:2 ausglich wie danach Hendrix das 3:2 von Jan Gyamerah zum 3:3. Nachdem Christopher Schindler (wenngleich mit etwas Glück, weil Kastenmeier am Ball war und das Spielgerät über den Innenpfosten im Netz landete) erneut vorgelegt hatte mit dem 4:3, nahte die Entscheidung: Der auf der Linie hin und her tanzende 24-jährige Däne im Nürnberger Gehäuse parierte (mit Mut + etwas Glück) den Elfmeter von Jona Niemiec und mit Eric Shuranov sorgte ein weiterer „Joker“ für die Entscheidung = 5:3 + der 1. FC Nürnberg zog als einziger Zweitligist ins Viertelfinale des DFB-Pokalwettbewerbs der Saison 2022/23 ein!
Die Viertelfinal-Paarungen (alle vier sind terminiert für 4. + 5. April 2023 = ohne Überschneidung) werden ausgelost im „Free-TV“ und zwar am 19. Februar 2023 in der „ZDF-Sportreportage“ (Sonntag, ab 17:10 Uhr); wobei die Ziehung auch per Online-Streaming live in der ZDF-Mediathek zu verfolgen ist. Der „Glubb“ kann sich dabei jetzt schon freuen auf einen Bundesligisten, als da werden sein in der Los-Trommel neben dem eigenen Namen die des FC Bayern München, 1. FC Union Berlin, BV 09 Borussia Dortmund, RasenBallsport Leipzig, SG Eintracht Frankfurt, SC Freiburg (= in dieser Reihenfolge die ersten Sechs der aktuellen Bundesliga-Tabelle) und der VfB Stuttgart (derzeit auf Rang 16 im deutschen Fußball-Oberhaus, also Relegations-Anwärter).
Weiter geht’s mit dem „Keller-Duell“ gegen Jahn Regensburg
Davor jedoch geht es, weniger als drei Tage nach dem Auftritt im DFB-Pokal, im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga weiter für den 1. FC Nürnberg (Tabellenplatz 16, 16:27 Tore + 19 Punkte): Bereits am 11. Februar 2023 (= kommender Samstag, Anpfiff 13 Uhr) kommt es an gleicher Stelle im „Max-Morlock-Stadion“ im nächsten bayerischen Derby (nach der Reise zum 270. Franken-Derby ins nahegelegene Fürth) diesmal gegen den ebenfalls „abgestürzten“ Tabellen-Vorletzten SSV Jahn Regensburg (17. Rang, 21:35 Tore + gleichfalls 19 Zähler) zum „Keller-Duell“!
Bleibt nur zu hoffen, dass die Belastung der dritten Begegnung für den 1. FC Nürnberg innerhalb von weniger als sieben Tagen und der zweiten Partie innerhalb von 69 Stunden keinen Nachteil bedeutet im Kampf um den Klassenerhalt. Denn die Nachbarn aus der Regierungshauptstadt der Oberpfalz kommen ausgeruht.
Das indes sollte selbst aus Club-Sicht weniger schlimm sein als das Leid der Opfer des Erdbebens in Syrien und der Türke wie deren Angehöriger.
Text: Klaus Meßenzehl = „Pressedienst Nürnberg“ (PDN)
Titelfoto: Jubelnd springen die Clubspieler mit Ihrem Torwart 30-Peter Vindahl Jensen nach dem Weiterkommen im DFB-Pokal zur Fankurve
Fotos: ISPFD
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