Das Besondere an diesem Prototypen:
Der Prototyp verarbeitet bisher ungenutztes Energiepotential eines Abluftschachts zur Wärmegewinnung.
Dieses nachhaltige Projekt hat beim Ideenwettbewerb N2025 Open Call 2018 die meisten Stimmen erhalten und konnte nun umgesetzt werden. Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner betonte bei der Vorstellung die Bedeutung solch kreativer wie nachhaltiger Projekte insbesondere mit Blick auf die Bewerbung als Kultur-hauptstadt Europas 2025.

Vor dem Mini-Gewächshaus des „ÖffentlichenPflanzenNahVerzehrs“ v.l.n.r.: Prof Dr. Hans-Joachim Wagner, Leiter des Bewerbungsbüros Kulturhauptstadt Europas 2025, Kulturreferentin Prof. Dr. Julia Lehner, sowie die Projektinitiatoren Jürgen Lehmeier (Konzept, Konstruktion) und Ulrich Hirschmüller (Konzept, Koordination, Bepflanzung).
Wie lassen sich urbane Energiepotentiale besser nutzen? Das ist eine der Fragen, die die Projektinitiatorinnen und -initiatoren beschäftigte. Beispielsweise dringt aus unzäh-ligen Schächten warme Luft an die Oberfläche und bleibt ungenutzt. Dieses Phänomen lieferte die Idee für das Pro-jekt „ÖffentlicherPflanzenNahVerzehr“: ein Gewächshaus zu konstruieren, das im Winter ungenutzte Energie zur Nahrungserzeugung nutzt. Das „büro für bauform“ ent-wickelte und erbaute die Konstruktion während eine Gruppe Ehrenamtlicher des Nürnberger „Urban Lab“ eine automatisierte elektronische Steuerung (Mikrocontroller für LED-Beleuchtung) und eine vernetzte Sensorik (Wasser- und Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Lichtmenge, gespei-cherte Energie) entwickelte, welche die Daten online ver-fügbar macht.
Und so funktioniert das kleine Gewächshaus: Die Pflan- zen wurzeln in einem selbstgebauten Hydroponik-System in Wasser und ziehen von dort die Nährstoffe. Die natür-liche Versorgung der Pflanzen mit Sonnenlicht ist im Winter zu gering. Durch die Kombination von künstlicher Beleuchtung und einer Inselsolaranlage werden die kurzen Wintertage im Gewächshaus verlängert, ohne dass zusätzliche Energie hinzugeführt werden muss. Dies geschieht über LED-Beleuchtung. Den Strom erzeugen die Solarpanels tagsüber. Beheizt wird ein herkömmliches Gewächshaus durch die Sonne. Im Fall des ÖPNV-Projekts wird dies durch die Abwärme der Nürnberger Fernwärmeleitung ergänzt. Das Wasser dient außer-dem als Wärmepuffer und fängt Temperaturschwankungen auf.
Vorbild für das Projekt ist die „Urban Oasis Vienna“, bei der das „Vertical Farm Institute“ und die „Agency in Biosphere“ auf der Biennale 2017 ein ähnliches U-Bahn-Gewächshaus in Wien konstruierten. Mit den dortigen Initiatoren Sebastian Sautter und Markus Jeschaunig tauschen sich die Köpfe hinter dem Projekt ÖPNV regelmäßig aus.
Im Bereich Gemüsebau und Belichtungstechnik wurden die Projektinitiatorinnen und -initiatoren von der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau beraten und unterstützt. Die Pflanzmodule stammen von „dry hydroponics“ aus den Niederlanden. Diesen Winter setzt das Projekt auf Salat von „SalaJoe“ aus dem Nürnberger Knoblauchsland. In Zukunft wollen die Projektverantwortlichen mit Kräutern und verschie- denen Gemüsearten experimentieren. Unterstützt wird das Gewächshaus zusätzlich durch die Nationale Stadtentwicklungspolitik im Pilotprojekt „Quartier U1 – Stadt gemeinsam selbermachen“.
Text: Stadt Nürnberg / jos
Fotos: Olivia Barth-Jurca / Bewerbungsbüro Kulturhauptstadt Europas 2025 / Stadt Nürnberg