Das Projekt „Büchertürme“ war zu Gast auf dem Fernmeldeturm!

Der Fernmeldeturm Nürnberg als Ziel für das Projekt Büchertürme der Stadtbibliothek Nürnberg
Viele Nürnberger (und -innen) bedauern es sehr, dass der Fernmeldeturm im südwestlichen Stadtteil Schweinau – der Volksmund und bisweilen auch offizielle Mitteilungen wie jüngst die der Stadt Nürnberg nennen ihn „Fernsehturm“, der wegen seines eiförmigen Turmkorbes zumindest im Internet auch als „Nürnberger Ei“ bezeichnet wird und zwischen 1977 sowie 1980 nach Plänen des Architekten Erwin Heinle erbaut wurde – bereits seit 1992 (also nun schon seit 27 Jahren!) nicht mehr oder nur gelegentlich öffentlich zugänglich ist. Schülerinnen und Schülern der Klassen 1/2d der Michael-Ende-Schule und der 5Gc der Bertolt-Brecht-Schule aber war es jüngst vergönnt, Zugang zu erhalten – und zwar im Rahmen des Projektes „Büchertürme“ in Nürnberg.
Das höchste Bauwerk Bayerns an der Hansastraße 7A im Nürnberger Postleitzahlenbezirk 90441 und den mit exakt 292,8 Metern nach dem „Fernsehturm“ in Berlin (368 m) und Frankfurt (337,5 m) dritthöchsten in Deutschland haben sich die an der Aktion beteiligten jungen „Lese-Ratten“ ausgesucht, um mit den von ihnen gelesenen Büchern einen vergleichbar hohen, fiktiven Turm an gestapelten Exemplaren zu erreichen. Inzwi-schen sind die hiesigen Leserinnen und Leser auf dem besten Weg, ihr Vergleichsobjekt sogar zu übertreffen; der Nürnberger „Bücherturm“ misst inzwischen bereits 260 Meter und wächst ständig weiter – die anstehen-den Ferien bieten zudem jede Menge Zeit für weitere Zuwächse!
Die Projekt-Idee mit den Büchertürmen stammt von Ursel Scheffler, die normalerweise Abenteuergeschich-ten erfindet und andere verrückte Sachen. Als die Hamburgerin über einen Bericht realisierte, dass ihre Heimatstadt bei der berühmt-berüchtigten „Pisa-Studie“ im Lesetest schlechter abgeschnitten hatte als die Stadt Shanghai in China, schwante ihr: „Da läuft ja wohl was schief!“

Benedikt Albers (Fernmeldeturm GmbH), Elisabeth Sträter (Direktorin der Stadtbibliothek) und Kulturrefrerentin Prof. Dr. Julia Lehner begrüssen einen Teil der Schüler die am Projekt „Büchertürme“ teilgenommen haben auf der Besucherplattform auf dem Nürnberger Fernmeldeturm
Angesichts des Umstandes, dass Kinder in China mehr als 3000 Zeichen lernen müssen, ehe sie lesen können und deren Altersgenossen hierzulande lediglich 26, reifte Ursel Scheffers Plan, über den sie mit Lehrern sprach.
Und die teilten deren Auffassung, wonach unsere Schüler könnten an der Lesefront sportlich etwas mehr Fitness-Training vertragen könnten. Die Chance, dabei Pisa-Punkte sammeln und Preise gewinnen zu können, sollte den Spaß erhöhen – und das tut es offensichtlich . . .
Die visuelle Hoffnung, „(…) mit ein bisschen Lesetraining rücken wir den schiefen Turm von Pisa wieder gerade (…)“ scheint aufzugehen. Die Trainingseinheit bildet dabei das „Pisa“ – bei dem es sich um 100 am Buchrücken gemessene Millimeter handelt.
Wer gerne ein „Pisameter“ zur Verfügung hätte, kann sich übrigens an per eMail an info@buechertuerme.de wenden.
Der Appell an Nürnbergs „Liebe Bücherturm-Bauer“ lautet denn, nun im Endspurt weiter am Ball zu bleiben (Nürnbergs österreichischer Fußball-Profi Georg Margreitter unterstützt die Aktion übrigens ebenfalls!) und Gas zu geben. Und zur tollen Leistung von bereits geschafften weit über 2000 PISA (was über 200 Metern ent-spricht) gibt’s als Belohnung neben dem Treffen im Nürnberger Fernmeldeturm am 24. Juli 2019 von 9 bis 12 Uhr die große Abschlussparty der „Büchertürme“. Dazu sind alle Klassen, die sich am Bücherturmbau beteiligt haben, in die Stadtbibliothek (Zentrum am Gewerbemuseumsplatz) eingeladen, wo es für alle Schülerinnen und Schüler ein buntes Programm geben wird.
Auf fast allen Etagen der Stadtbibliothek warten Stationen mit tollen Angeboten auf die Interessenten, die sich freuen dürfen auf Kinderschminken, Bilderbuchkino oder Vorlesestunden und als eines der Highlights gibt es dreimal eine Zaubershow. Viele Geschicklichkeitsspiele und in der Musikbibliothek ein riesiger „Drum Circle“ mit über 50 Personen ergänzten das Angebot, das auch beinhaltet, in der Fotobox Fotos von sich mach-en zu lassen und direkt ausdrucken; weitere Überraschungen inklusive . . .

Lehrerinnen der Berthold-Brecht-Schule nutzen ihre Chance und suchen mit Schülern ihre Schule
Die teilnehmenden Kinder können in diesen drei Stunden frei wählen, welche Angebote sie nutzen und die Stationen natürlich so oft wechseln wie sie wollen. Jede Station ist be-treut, dennoch soll (zur Sicherheit) eine Lehrkraft pro Klasse als Aufsichtsperson dabei sein.
Ihren Dank, ja sogar Stolz über das Lese-Bemühen der Kinder äußerte anlässlich der Veranstaltung im Fermelde-turm Prof. Dr. Julia Lehner, die Kultur-Referentin der Stadt Nürnberg, und betonte die Bedeutung der „Schlüssel-Qualifikation Lesen“ mit folgenden Worten: „Je besser wir lesen können, desto besser verstehen wir die Welt!“
Julia Lehners Dank widerfuhr darüber hinaus der Schul-bibliothekarischen Außenstelle der Stadtbibliothek Nürnberg, die von Eva Deeg vertreten wurde, „(…) dafür, dass sie euch und damit das Lesen fördert! (…)“.
Schließlich wies Pressesprecher Benedikt Albers als Vertreter der gastgebenden Funkturm GmbH auf den interessanten Aspekt hin, dass es mit der aktuellen Aktion ein „Zusammenwachsen der analogen und der digitalen Welt“ gebe. Und als Geschenk, das ausgiebig genutzt wurde (kein Exemplar blieb übrig …), gab’s das Buch „Türme“ obendrein für jede Schülerin und jeden Schüler, die/der sich auf über 200 Meter Höhe in den Bereich des früheren Restaurants im Fernmeldeturm gewagt hatte!
Autor: Klaus Meßenzehl
Fotos: Werner F. Schönberger / ISPFD
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