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Fußball + die Nazi-Zeit in Nürnberg
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4 Jahren agoon
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ISPFD-WS
„Gegen das Vergessen!“
National-Sozialismus (NS) auf deutschem Boden (oder darüber hinaus …) und dessen Aufarbeitung im Nach-kriegs-Deutschland (Ost wie West und wohl auch in Nachbar-Ländern, speziell Österreich …) ist so eine Sache . . . – umso erfreulicher, dass es 74 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges immer noch Menschen gibt, die sich die-ses Themas annehmen und (insbesondere in Zeiten des Erstarkens rechts-populistischer Tendenzen) für Auf-klärung sorgen in Bereichen ihres persönlichen Umfeldes.
Dazu gehört mit dem 1. FC Nürnberg erfreulicherweise auch ein (aus Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammengesetzter) Sportverein hiesiger Region, der seine räumliche Heimat zudem in der „Stadt der Men-schenrechte“ und ausgerechnet auf Boden damaliger NS-Betriebsamkeit (um nicht zu sagen respektive schrei-ben: Umtriebe …) hat.
Seit Anfang dieses Jahres bietet der Verein „Club-Führungen“ an, die Club-Fans ehrenamtlich übernehmen, um anderen Club-Anhängern in verschiedenen Stadtteilen die Historie des 1. FCN näher zu bringen.

Hinweistafeln neben dem ehemaligen Bahnhof Märzfeld
Nach und neben dem Spaziergang durch Zerzabelshof zu unterschiedlichen Orten mit Club-Bezug wurde jüngst eine neue Route vorgestellt:
Unter dem Motto „Gegen das Vergessen“ gab es eine Füh-rung vom Deportations-Bahnhof „Nürnberg-Märzfeld“ zum früheren „Städtischen Stadion“, das über den Umweg „Fran-kenstadion“ dank des Engagements von FCN-Fans statt ei-ner Unternehmens-Bezeichnung (wie viele andere Arenen …) seit einiger Zeit mit „Max-Morlock-Stadion“ den Namen eines der erfolgreichsten und größten Fußball-Söhne der Stadt und des „Club“ trägt (für jüngere Leser: „Maxl“, wie Morlock liebevoll genannt wurde, war einer der deutschen Fußball-Weltmeister von 1954!).

Siegfried Kett erklärt neben Andreas König (links) von der FCN-Fanbetreuung interessierten Clubfans das Märzfeld
Womit auch diesbezüglich ein Stück weit die Vereins-Ver-gangenheit aufgearbeitet wurde und neben dem von der Stadt Nürnberg so bezeichneten „Max-Morlock-Platz“ nun das entsprechend benannte Stadion steht (nicht zu ver-wechseln mit dem gleichnamigen Fußball-Spielfeld auf dem Trainingsgelände des 1. FCN am Valznerweiher …).
Doch damit keineswegs genug, veranstaltet der „Verein für Leibesübungen“, wie „DER Club“ (= fränkisch: „Glubb“) im Untertitel seines Namens außerdem heißt, im Rahmen sei-nes Engagements gegen Rechtsextremismus und Fremden-feindlichkeit in Kürze auch eine Bildungsfahrt zur Gedenk-stätte des Konzentrationslagers (KZ) Flossenbürg. In dem staatlich anerkannten Erholungsort im Oberpfälzer Wald, an der Grenze zu Tschechien (nordöstlich von Weiden in der Oberpfalz und je nach Fahrtstrecke nur 126 bis 133 Kilometer vom Sportgelände am Valznerweiher entfernt), findet die mittlerweile allerdings bereits ausgebuch-te zweitägige Veranstaltung vom 29. bis 30. Juni 2019 statt; lediglich 40 Euro betragen dabei die Kosten für Busfahrt sowie Übernachtung im Doppelzimmer inklusive Frühstück und Verpflegung.

Günther Koch und Siegfried Kett (rechts) zeigen an einem Plan die Lage des Märzfeldes
Die angemeldeten Teilnehmer (vermutlich allesamt Club-Fans …) dürfen gespannt sein auf eine geführte Besichti-gung der Gedenkstätte, außerdem erwartet sie ein Work-shop zum Thema Biografie-Forschung. Zeit für alleinige Erkundung und Reflexion des Geschehenen sowie einen Austausch bei einem gemeinsamen Abendessen ist eben-falls vorgesehen.
Wer die Anmeldung zur ersten Flossenbürg-Fahrt verpasst hat, sollte sich nicht grämen – sondern vielmehr gespannt darauf warten, bis eine Wiederholung angeboten wird. Denn die sollte es bezüglich KZ-Gedenkstätten-Besichtigung ebenso geben wie in Sachen „geführte Führungen auf einer neuen Route des ehemaligen Reichsparteitagsgelände“; so wie sie am 14. Mai geleitet wurde von Günther Koch, dem langjährigen Mitglied des FCN-Aufsichtsrats – vielen ist der einstige Lehrer der Peter-Henlein-Realschule in Nürnberg-Eibach und Kurzzeit-Politiker womöglich jedoch noch besser bekannt als Sport-journalist.

Auf dem Rundgang konnte Günther Koch immer wieder die aufgestellten Hinweistafeln, wie hier zu den Fundamentresten vom Märzfeld, als bidliche Hilfen für seine Erklärungen verwenden
Der frühere Radio-Reporter (Bayerischer Rundfunk) und später auch als TV-Kommentator („Arena Sport TV“) tätige, inzwischen 77-Jährige, indes sehr rüstige „Unruhestands-Rentner“, der montags noch selbst kickt mit Kollegen sowie ehemaligen Club-Größen wie Steff Reisch und Tasso Wild, hat erst vor Jahresfrist nach über zehn Jahren seine Kolum-nisten-Tätigkeit unter der Überschrift „Wir rufen Günther Koch“ bei Mittelbayerischer Zeitung/Neumarkter Tagblatt eingestellt. Auch seine Live-Schaltungen als deutscher Fuß-ball-Experte für die britische BBC sind mittlerweile eher selten.
Dafür zählt zu Koch´s aktuellen Aktivitäten als Kenner der Szene sowie rastloser „Glubb“-Mann mit zahllosen FCN-Museums und Stadion-Führungen plus Moderationen (wie jüngst beim Ehrungsabend des 1. FC Nürnberg) seit neuestem eben jener zweistündige Spaziergang auf dem Boden und den Spuren des einstigen Reichsparteitagsgeländes. Bei dessen Realisierung gelang es Günther Koch, mit Siegfried Kett als ausgewiesenen Fachmann den früheren Leiter des Bildungszentrums Nürnberg zur Leitung der Führung dieser aufschlussreichen Geschichts-Tour zu bewegen und damit dazu zu gewinnen.

Die Teilnehmer sahen an mehreren Stellen Fundamentreste vom Märzfeld
Wie das Projekt insgesamt bestens unterfüttert ist. So wird auch die Gedenkstättenfahrt in den FCN-Räumlichkeiten am Sportpark Valznerweiher mit Fachkräften aus dem Bereich der politischen Bildung vor- und nachbereitet. Und was das Angebot von Führungen zu Stätten der Club-Historie mit Ehrenamtlichen des Vereins unter dem Motto „Gegen das Vergessen“ angeht, darf davon ausgegangen werden, dass diese (gleichermaßen und womöglich in unterschiedlicher Gestaltung) wiederholt werden. Wobei allein die wechseln-de personelle Besetzung seitens der Teilnehmer fast schon die Garantie bietet, dass selbst eine erneute Teilnahme (für FCN-Mitglieder zudem kostenfrei und Nicht-Mitglieder ent-richten lediglich einen Obolus von 5 Euro, die ins Fußball-Nachwuchsleistungszentrum des Vereins fließen) veränderte Perspektiven eröffnet.

Der Neubau der Berthold-Brecht-Gesamtschule ist auf dem ehemaligen Märzfeld voll im Gange.
Die jüngste neue Route, beginnend nahe dem Sportgelände des VfL Nürnberg (Treffpunkt war die VAG-Haltestelle “Groß-Strehlitzer Straße” der Buslinien 50, 56, 57 und N4; nur vier Minuten entfernt vom U-Bahnhof Langwasser-Mit-te), führte vom Deportations-Bahnhof „Nürnberg-Märzfeld“ durch das idyllische wie reizvolle Wohngebiet Langwasser Richtung Große Straße, in Sichtweite der alten, vor dem Ab-riss stehenden früheren „Bertolt-Brecht-Gesamtschule“, die inzwischen als „Eliteschule des Sports“ firmiert, und direkt vorbei an deren im Entstehen begriffenen Neubau, und bot jedenfalls schon so viel Gesprächsstoff unter den (diesmal noch eher wenigen) Teilnehmern, dass die avisierten knapp zwei Stunden damit prall gefüllt waren. Kongreßhalle und Zeppelintribüne mussten deshalb bei der Führung Mitte Mai aus Zeitgründen entfallen – was auf Wunsch aber sicher nachgeholt werden kann. Flexibilität indes ist dabei ohnehin eher als Plus dieses Angebots zu sehen; Ansatzpunkte für Fortsetzungen wären also gegeben, wobei die fehlende Barriere-Freiheit (für Rollstuhl-Nutzer also ein Problem) bei Teilnahme-Planungen/Wünschen zu berücksichtigen wäre!

Die Große Straße ist heute ein Großparkplatz nicht nur für das Messezentrum Nürnberg und für die Heimspiele des 1. FCN und diente damals als Aufmarschstraße für die Reichsparteitage
Für Niels Rossow, Kaufmännischer Vorstand des 1. FC Nürnberg, sind „die beiden neuen Angebote weitere wich-tige Bausteine in unserem vielfältigen Engagement gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit, mit denen wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht wer-den und unsere Haltung zu diesen wichtigen Themen unter-streichen wollen. Die Club-Familie steht für Vielfalt, Respekt und Toleranz. Ausgrenzung oder Rassismus haben bei uns keinen Platz.“
Diese Überzeugung mit Leben zu füllen, dazu ist das Fuß-ball-Aushängeschild der Metropol-Region, das eben mal wieder in die zweite Liga des deutschen Fußballs abgestie-gen und als „Rekord-Absteiger“ (= neun Mal runter) ebenso bezeichnet werden darf wie als „Rekord-Aufsteiger“ (= acht Mal rauf – Anlauf Nummer 9 dazu wird gerade neu gestartet …) auf dem besten Wege.
Informationen zum Bildungsangebot des 1. FCN gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Anti-semitismus finden sich auf der Webseite des Vereins (www.fcn.de). Anfragen und/oder Anmeldungen für künftige Veranstaltungen dieser Art (Bildungsreisen/Führungen) können zudem gerichtet werden an die Fan-Betreuung des 1. FC Nürnberg, bei der Andreas König (koenig@fcn.de) federführend zuständig ist für diesen Themenbereich.
Autor: Klaus Meßenzehl
Fotos: kmz / ISPFD
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