„Sachsenporsche“, „Fiatowitsch“ oder „Bulli des Ostens“ – Autokennern zaubern diese Kosenamen sofort ein Schmunzeln auf die Lippen.
Doch welches rollende Kulturgut aus dem Osten dahinter steckt, weiß kaum noch jemand. Hier will das Technik Museum Sinsheim aufklären und lädt am Sonntag, 16. Juni 2019 bereits zum fünften Mal alle Fortbewegungsmittel, vor 1990 und jenseits des Eisernen Vorhangs gebaut, zum Ostalgie-Treffen ein.
Das blecherne Knattern eines Trabanten, der Sachsenpor-sche, ist vielen bekannt und schon von weitem zu hören, gleiches gilt auch für die bunten Simson- und MZ-Masch-inen. So war ein Barkas, der Bulli des Ostens, meist als Dienstfahrzeug wie der Polizei, Feuerwehr oder ähnlichen unterwegs. Eine Rarität hingegen ist ein Saporoshez, ugs. der Fiatowitsch. Dieser robuste Kleinwagen aus der Ukraine erinnert an die damaligen Kleinwagen von Fiat. Natürlich darf die Oberklasse des sowjetischen Automobilbaus nicht fehlen, der GAZ Wolga, Pobeda und erst recht nicht ein GAZ Tschaika, eine ehemalige Staatslimousine aus den 60er/70-er Jahren. Riesige Heckflossen, Weißwandreifen und Luxusausstattung lassen dabei sofort an die US-Straßen-kreuzer denken, wäre da nicht der silberne Hirsch als Kühlerfigur – da wird der Cadillac-Fan ins Staunen kom-men. Andere Wagen hingegen sind frei von jeglichem Luxus und waren eher etwas für die ganz Hartgesotte-nen, so ein Lada Niva – welcher heute immer mehr auf deutschen Großstadt-Straßen unterwegs ist. Tonnen-schwere LKW’s sowie seltene Exemplare wie ein Skoda 110R, ein Tatra 603 oder ein Jugo 45 sorgen für ost-europäisches Flair im Kraichgau.
Die Produktionen aus dem Ostblock sind mehr als nur Transportmittel, sie sind ein Lebensgefühl und genau da sind sich die Halter dieser Fahrzeuge einig: keine Servolenkung, Klimaanlage oder jeglicher selbstverständ-licher Luxus, sondern pures Vergnügen am Autofahren. Sollte etwas kaputtgehen, ist die Reparatur solcher Schätzchen mit romantischen oder gar unaussprechlichen Namen einfach. An Ersatzteilen dürfte es ebenfalls nicht mangeln, denn es sind noch genug Fabrikate erhalten. Eben aus diesen Gründen sind die osteuropä-ischen Oldtimer perfekt als Einstieg in die Szene. Und obwohl sie immer mehr an Wert gewinnen, sind sie dennoch erschwinglich.
Eines ist sicher, der osteuropäische Fahrzeugbau hat mehr zu bieten als nur Trabanten und Ladas. Davon können sich die Besucher auf dem Museumsgelände selbst überzeugen. Das Museum erwartet auch dieses Jahr zahlreiche Interessensgemeinschaften und hunderte osteuropäische Fahrzeuge, schließlich gehört das Event mittlerweile zu den größten Ostfahrzeug-Treffen in Süddeutschland. Das außergewöhnliche Benzin-gespräch mit Freunden der osteuropäischen Motorenwelt wird von einigen Händlern sowie einem passenden kulinarischen Angebot ergänzt. Jeder Interessierte ist bei dem Ostalgie-Treffen in Sinsheim willkommen – An-meldungen werden bereits entgegengenommen; eine Teilnahmegebühr wird nicht erhoben. Der Eintritt auf das Areal ist für Besucher frei. Mehr Informationen zum Treffen und Informationen zur Anmeldung gibt es unter www.technik-museum.de/ostalgie.
Text/Fotos: TMSH